1. Über die Geschichte und geographische Verbreitung des wildkaninchens gibt es Arbeiten verschiedener Autoren. Nach ihnen werden heute auch viele der Länder zum natürlichen Verbreitungsgebiet gerechnet, in die das Kaninchen - teils mit Sicherheit, teils mit großer Wahrscheinlichkeit - im Laufe von mehr als 2.000 Jahren durch den Menschen gebracht wurde. - Oft hat es sich dabei wegen seiner erstaunlichen Anpassungsfähigkeit an Umwelteinflüsse subantarktischer bis subtropischer Klimate so schnell veremrht, daß der erhoffte Nutzen in kaum abschätzbare Schäden verkehrt wurde. In kleinem Rahmen können sich dabei auch heute durchaus noch Ereignisse ähnlich den australischen wiederholen, wenn allzu leichtfertig und unbedacht Einbürgerungsversuche gemacht werden. - Neben der künstlichen setzt sich die natürliche Verbreitung noch heute verschieden schnell fort. In Europa dehnt sich vor allem die Ost- und Nordgrenze ständig aus. - Aber auch innerhalb des europäischen Verbreitungsgebietes findet eine weitere Expansion statt. 2. Genaue Kenntnisse über den Körperbau und die Lebensweise des Kaninchens stammen trotz vielfach sehr zahlreicher Untersuchungen in der Vergangenheit erst aus den jüngsten Jahren. Ergebnisse über die Vermehrungspotenz aus Ländern, in denen das Kaninchen eine bedeutende wirtschaftliche rolle spielt, weichen stark voneinander ab. 3. Die Synökologie des Kaninchens, die wechselseitige Beeinflussung starker Populationen und der Vegetation sowie deren pflanzensoziologische Zusammensetzung wurden nach Ausbruch der Myxometose erstmalig in ungeahntem Maße ersichtlich. 4. Die Wildkaninchenschäden in der Land- und Forstwirtschaft werden vor allem in Ländern mit Massenvermehrungen sichtbar und stehen dort weit an der Spitze aller vorkommenden Wildschäden! 5. Die Myxomatose muß als Kaninchenkrankheit gesondert betrachtet werden, da bisher keine andere Krankheit derartig umfassende Wirkungen auf die Kaninchen hatte. Sie hat sich innerhalb weniger Jahre über viele Länder mit Kaninchenvorkommen teils natürlich, teils auch durch menschliche Unterstützung verbreitet. Besondere Bedeutung kam ihr in den Kaninchenschadgebieten zu, wo die natürlichen Feinde oder menschlichen Regulationsmaßnahmen nicht ausgereicht haben. Ihre Verbreitung ist keineswegs einheitlich und geschieht in wärmeren, vor allem humiden Regionen in erster Linie durch Fluginsekten. 6. Die rechtliche Stellung des Wildkaninchens in Deutschland wird mit derjenigen Englands verglichen. Im großen und ganzen zeigt sich dabei eine gegenläufige Entwicklung. Von ungefähr 600 Jahren befaßte sich die Gesetzgebung in England 500 Jahre mit dem Schutz und der erhaltung der Tierart zu jagdsportlichen Zwecken. Erst in den vergangenen 100 Jahren verkehrte sich diese Auffasung wegen der stark angestiegenen Kaninchenzahlen und den damit verbundenen Schäden. Heute genießt das Tier keinerlei Schutz, und die Bekämpfung in Umfang und Art wird weit intensiver betrieben als in Deutschland und anderen mitteleuropäischen Ländern. 7. Unter Bekämpfung, Schadensabwehr und Jagd sind die Regulationsmaßnahmen im weiteren sinne zusammengefaßt, die in den einzelnen Ländern stärker voneinander abweichen. Während Australien, Neuseeland und andere Länder mit hoher Kaninchendichte eine mit allen Mitteln möglichst umfassende Vernichtung der Kaninchen anstreben, richten sich in Mitteleuropa die Bekämpfungsmethoden in erster Linie gegen die Entwicklung kopfstarker Kaninchenpopulationen. In Deutschland reichen dazu - von örtlichen und zeitlichen Ausnahmen abgesehen - die herkömmlichen Jagdarten erfahrungsgemäß aus.