In einer systematischen Kritik moeglicher Erklaerungen der Wasserausscheidung aus den Schnittflaechen abgetrennter Wurzeln (Wurzelexsudation) anhand von Literatureckdaten erwiesen sich alle bestehenden Konzepte als eindeutig unzureichend. Es wurde ein neues, zweiphasiges Exsudationsmodell entwickelt, nach dem der Wurzelsymplast in einer ersten Phase Wasser aus dem Aussenmedium und den Leitbahnen aufnimmt, das er in einer zweiten Phase wieder an diese beiden Kompartimente abgibt. Ursache der Alternationen von Wasseraufnahme und -abgabe ist das Schliessen und Oeffnen von druckabhaengigen Membranporen, das den Reflexionskoeffizienten der Membranen zwischen den beteiligten Kompartimenten und damit deren Wasserpotentiale veraendert. Die Bedigungen fuer das Auftreten eines Nettoflusses in die Leitbahnen (i.e. Exsudation) bei dieser Pumparbeit des Symplasten koennen quantitativ angegeben werden. Das Modell ist mit alen Literaturdaten kompatibel und besitzt eine hohe Erklaerungskraft. Die experimentelle Ueberpruefung des neuen Exsudationsmodells erfolgte an Maiswurzeln und wurde ueber hochaufloesende Messungen der Exsudationsrate mit dem vollautomatischen Mikrotropfenzaehler sowie Mikrofilm- und Videoaufnahmen von Messkapillaren durchgefuehrt. Das Wirkungsmuster von Kationenkanalblockern auf die Exsudationsrate und die erstmalige Demonstration eines Exsudation aus der intakten Wurzeloberflaeche, die Rhizodermisexsudation genannt wurde, erbrachte Evidenz fuer das neue Modell. Die Blockerversuche deuten darauf hin, dass die postulierten druckabhaengigen Membranporen unspezifische Kationenkanaele sind. Ausserdem wurden u.a. extreme Schwankungen der Exsudationsrate und eine deutliche Cytoskelettabhaengigkeit der Exsudation beobachtet, was ebenfalls fuer das Porenmodel spricht. In Nebenversuchen wurde eine starke Exsudationshemmung durch das Monoterpen (Formel) entdeckt, die bei gleichzeitiger Gabe von Vitamin E verringert wurde. Es wird vorgeschlagen, bei weiterer Bestaetigung der Resultate alle osmoregulatorischen Wasserausscheidungen von Pflanzen als Exsudation zu bezeichnen.