Untersuchung ueber Auftreten, Ursache und Genese von Risschaeden im Schaft lebender Fichten (Picea abies (L.) Karst.) unter besonderer Beruecksichtigung der Holzqualitaetsminderung
In juengster Zeit wird in Deutschland, aber auch in anderen europaeischen Laendern, vermehrt das Auftreten erheblicher Risschaeden im Schaft lebender Fichten beobachtet. Schadensursache und -genese waren bislang weitgehend unbekannt und bedurften einer umfassenden Klaerung. Das gebietsweise starke Schadensvorkommen und die Tatsache, dass vornehmlich die staerksten und somit besten Zuwachstreger eines jeden Bestandes betroffen sind, erfordert fundierte Entscheidungshilfen fuer die waldbauliche Behandlung geschaedigter Bestaende. Damit ruecken zugleich Fragen nach der Quantifizierung der schadensbedingten Holzqualitaetsminderung sowie deren Auswirkung auf Holzverwertung und -verwendung in den Vordergrund des Interesses. Die Loesung dieser Problemkreise war ziel der vorliegenden Arbeit; ihre Klaerung begegnete dem ausdruecklichen Wunsch der forstlichen Praxis. Einleitend wird eine umfangreiche Literatursynopse zum allgemeinen Thema "Schaftrisse" gegeben. Die Sichtung des Schrifttums verdeutlicht die offenbar komplexe Natur des Schadphaenomens bei verschiedenen Baum arten: trotz zahlreicher Untersuchungsansaetze konnte noch keine einhellige Vorstellung von der Schadensgenese gewonnen werden, wurde die Schadensursache in der Vergangenheit ausserordentlich kontrovers diskutiert. Die eigene Untersuchung umfasst eine grundlegende Erhebung an nur wenigen Einzelbaeumen aus einem stark rissgeschaedigten Bestand im Forstamt Lauterberg sowie eine Grosszahluntersuchung an insgesamt 100 Fichten aus je zwei vergleichbaren Berg- und Flachlandstandorten. Der Vorstellung folgend, dass Schaftrisse jeweils an Stellen minderer Holzfestigkeit initiiert werden, beruht der methodische Ansatz der vorliegenden Arbeit einerseits auf holzstrukturellen Untersuchungen in schadhaften Gewebezonen sowie in analogen, ungestoerten Stammpartien. Er fusst andererseits auf einer vergleichenden Gegenueberstellung ausgewaehlter Parameter, welche an rissgeschaedigten Fichten und ihren schadsymptomfreien Nachbarbaeumen zu erheben waren. Die das Vorhaben einleitende, an niedersaechsische Forstbetriebe gerichtete Umfrage erbrachte wichtige Vorinformationen, auf deren Grundlage gemeldete Bestaende bereist und deren Kenndaten erfasst werden konnten. Die Erhebung diente der Inventur des Schadens und seiner Zuordnung zu verschiedenen Baumarten und Standorten. Sie fuehrte zu dem Ergebnis, dass bereits in jedem zweiten niedersaechsischen Forstbetrieb Risschaedigungen unterschiedlicher Intensitaet aufgetreten sind. Obgleich Ausmass und Verbreitung des Schadens vom suedniedersaechsischen Bergland zum Kuestenraum hin abnehmen, ist kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Auftreten der Stammschaeden und Klimagradienten festzustellen. ........