Variabilitaet des cuticulaeren Transpirationsvermoegens in Abhaengigkeit vom Alter und Wachsgehalt der Nadeln unterschiedlich immissionsgeschaedigter Fichten
In den Versuchswintern 1987/88 und 1988/89 wurden in unregelmaessigen Abstaenden die cuticulaere Transpiration und der Austrocknungsverlauf abgeschnittener 1-3jaehriger Triebe der Fichte (Picea abies (L.) Karst.) von unterschiedlich stark geschaedigten Standorten in Tirol bei konstanten Bedingungen (15 Grad C, 2 Grad C Taupunkt, Dunkelheit, Windgeschwindigkeit 2- 3 m/sec) in einem klimatisierten Windkanal gemessen. Bei allen 3 untersuchten Schaedigungsvaranten (KS/KL/W) zeigt sich deutlich ein altersbedinter Anstieg der cuticulaeren Transpiration, der jedoch nicht kontinuierlich, sondern sprunghaft zwischen 1. und 2. Nadeljahrgang erfolgt, waehrend die 3jaehrigen Triebe nur mehr eine zusaetzliche, geringe Steigerung aufweisen. Waehrend die Unterschiede der cuticulaeren Transpiration zwischen den 3 Schaedigungsvarianten im 1. Nadeljahrgang nicht statistisch signifikant sind, bewirkt eine laengere Exposition der Nadeln in schadstoffbelasteter Luft (3. Nadeljahrgang) einen deutlichen Anstieg der cuticulaeren Transpiration um beinahe das Doppelte gegenueber den gesunden 3jaehrigen Exemplaren. Eine Abhaengigkeit der cuticulaeren Transpiration vom Nadelalter und dem Schaedigungsgrad der Baeume (Verlichtungsstufe laut WZI) konnte somit aufgezeigt werden. Die ermittelten Austrocknungskurven verlaufen adaequat zu den Ergebnissen der cuticulaeren Transpirationsmessung. Die bei einem Versuchsdurchgang parallel erfolgte Bestimmung des Wachsgehaltes der Nadeln ergab nur bei den 3jaehrigen Nadeln einen statistisch gesicherten Unterschied und eine gesicherte Korrelation zwischen Wachsgehalt und cuticulaerer Transpiration. Eine Abnahme des Wachsgehaltes mit zunehmendem Nadelalter ist gegeben. Stukturelle Veraenderungen der epicuticulaeren Wachsschicht, speziell im Bereich der Spaltoeffnung, wurden an Nadeln aller 3 Schaedigungsvarianten (1.-3. Nadeljahrgang) mit Hilfe des Rastereletronenmikroskops untersucht. Mit fortschreitendem Nadelalter kommt es zu einer zunehmenden Verschmelzung und Verklumpung der Wachsstrukturen im Stomatabereich. Dieser Prozess erfolgt bei den geschaedigten Nadeln schneller und mit groesserer Intensitaet als bei den gesunden. Die Flaechenwachse aller Schaedigungsvarianten zeigen bis zum 3. Nadeljahrgang keinerlei Verwitterung und Verformung. Parallel zu den Probenahmen verlaufende aktuelle Wassergehaltsbestimmungen am Standort erbrachten fuer alle Versuchsbaeume keinerlei ernsthafte Anspannung des winterlichen Wasserhaushaltes und somit keine Gefaehrdudng durch Frosttrocknis. CO2 - H2O Gaswechselmessungen unter standardisierten Bedingungen (15 Grad C, 4 Grad C Taupunkttemperatur, 800-1000 ..., 1,5 m/sec) zeigten fuer 1jaehrige Triebe nach erfolgter Verwoehnung eine schwaechere Aktivierbarkeit der Photosynthese, Transpiration und stomataerer Leitfaehigkeit der schwer geschaedigten Variante im Vergleich zu den gesunden Baeumen.