Die Pathogenese des Pezicula-Krebses der Amerikanischen Roteiche (Quercus rubra L.), verursacht durch Pezicula cinnamomea (Dc.) Sacc., im Vergleich mit anderen Rindenerkrankungen der Eiche : Dissertation der Georg-August-Universitaet zu Goettingen, Goettingen, Georg-August-Universitaet
Ziel der vorliegenden Arbeit war in erster Linie die Aufklaerung der Pathogenese einer krebsartigen Rindenerkrankung der Amerikanischen Roteiche, Quercus rubra L. Diese Erkrankung tritt seit einigen Jahrzehnten in der Bundesrepublik Deutschland verstaerkt auf und aeussert sich in Nekrosen, Krebs und Schleimfluss vorwiegend im unteren Stammbereich von Roteichen etwa ab Stangenholzstaerke. Fruehere Autoren nahmen das Vorliegen einer abiotischen Schaedigung an (u.a. Zycha 1968). Hinweise auf einen pilzlichen Verursacher gab es erst durch Butin & Dohmen (1981), die den Askomyzeten Pezicula cinnamomea (DC.) Sacc. mit den Schaeden assoziiert fanden. Dies war der Anlass, in der vorliegenden Arbeit die Pathogenitaet von Pezicula cinnamomea zu ueberpruefen und den Pilz in seiner Morphologie, Biologie und hinsichtlich seiner systematischen Stellung zu untersuchen. Zunaechst waren umfangreiche Arbeiten zur Histopathologie der Nekrosen noetig, um Hinweise auf die Ablaeufe waehrend der Erkrankung zu bekommen. Weiterhin mussten die Nekrosen auf das Vorhandensein von Pilzen geprueft und deren Verteilung und Assoziation mit den Schaeden festgestellt werden. Die Pathogenese der Erkrankung und die Faktoren, welche sie beeinflussen, sollten mit Hilfe von Infektionsversuchen ermittelt werden. Weiterhin sollte ein Vergleich des "Pezicula-Krebses" mit anderen Rindenerkrankungen der Roteiche und anderer Baumarten eine Abgrenzung, Unterteilung und Bewertung dieser Klasse von Erkrankungen ermoeglichen, auch im Hinblick auf die Konsequenzen solcher Erkrankungen fuer die forstliche Praxis. Die Eigenschaften des Wirtes als Voraussetzung fuer dessen Verhalten im Rahmen der Erkrankung wurden anhand der umfangreichen forstlichen Literatur ermittelt und dargestellt. Die im Osten Nordamerikas beheimatete und weitverbreitete Roteiche, in Deutschland etwa seit Ende des 19. Jahrhunderts vermehrt angebaut, ist in ihren morphologischen Eigenschaften recht variabel. In anatomischer Sicht faellt sie durch das bis in hohes Alter erhaltene Oberflaechenperiderm auf. Unter normalen Verhaeltnissen wird erst spaeter eine duenne, laengsrissige Borke gebildet. Die Roteiche hat bezueglich des Standortes eine relativ hohe physiologische Amplitude, bevorzugt aber sommerwarme, kalkfreie und normal wasserversorgte Standorte. Die kritische Auswertung der Literaturberichte zeigt, dass Quercus rubra auf extremen Standorten nicht so leistungsfaehig und vital ist, wie man frueher glaubte. Der Einfluss der Provenienz auf die waldbaulichen Eigenschaften ist darueberhinaus nur wenig erforscht. Pilzliche Rindenerkrankungen der Roteiche werden in ihrer Heimat unter anderem durch Nectria-Arten und Urnula craterium (Schw.) Fr. (Nebenfruchtform: Strumella coryneoidea) verursacht. Pezicula cinnamomea kommt zwar auch in Nordamerika vor, verursacht aber dort offenbar keine Krebsschaeden an der Roteiche. ....