Einfluss von Selbstung und Fremdung auf die Trenngewebedifferenzierungen bei Blueten von Hibiscus rosa-sinensis L. : Dissertation der Georg-August-Universitaet zu Goettingen
Der Einfluss von Selbstung und Fremdung auf die Trenngewebedifferenzierung wird am Beispiel von Blueten von Hibiscus rosa-sinensis (Malvaceae) untersucht. Histochemische Untersuchungen dienen der Ueberpruefung des Pollenschlauchwachstums bei geselbsteten und gefremdeten Blueten, des qualitativen Nachweises von Staerke, Lignin sowie der Cellulaseaktivitaet im Bluetenstiel von H. rosa-sinensis zu unterschiedlichen Entwicklungszeitpunkten der Frucht. Darauf aufbauend wird der Staerkegehalt im Bluetenstiel auch quantitativ bestimmt und das Samenfrischgewicht in Beziehung zur Samenanzahl pro Kapsel ermittelt. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Untersuchung des Transportes und der Verteilung 14C-markierter Assimilate sowie auf der Darstellung der Verteilung bestimmter Ionen im Trenngewebebereich. Mit Hilfe der Roentgenmikroanalyse wird eine Verschiebung von Kplus in die Zellen der Trennzone und eine Verlagerung von Cl- und Naplus-Ionen in die an das Trennzonengewebe angrenzenden Parenchymzellen festgestellt. Hinzu kommt ein Anstieg von Kplus, Ca2plus und Phosphor im Siebelement-Lumen kurz vor der Abscission als Hinweis auf einen moeglichen Abtransport dieser Ionen ueber das Phloem aus dem alternden bzw. seneszenten Gewebe. Deutliche Unterschiede hinsichtlich der Lokalisation von Cellulaseaktivitaet bei geselbsteten und gefremdeten Blueten koennen mit Hilfe eines Platten-Diffusionstests aufgezeigt werden. Waehrend bei geselbsteten Hibiscus-Blueten eine Cellulase-Aktivitaetssteigerung lokal begrenzt auf den Bereich der Trennzone festgestellt werden kann, zeigt gefremdetes Material im gesamten distalen Bluetenstielgewebe einschliesslich Trennzone eine deutliche Enzymaktivitaet. Mikroautoradiographien von Transportversuchen mit 14C-markierten Photoassimilaten zeigen, dass die Trennzone in keinem Fall, d.h. weder bei geselbsteten, noch bei gefremdeten Blueten, eine Barriere fuer den Assimilattransport darstellt. Es kann ferner gezeigt werden, dass im Fall einer Fremdbestaeubung die Sink-Intensitaet durch das verstaerkte Wachstum der Samenanlagen vergroessert wird und dass das zur Ernaehrung der Samen im Bluetenstiel angelegte Staerkedepot mit fortschreitender Samenentwicklung bzw. Samenreife umgesetzt und dadurch aufgebraucht wird. Ein scheinbar autonomer Wachstumsimpuls sorgt hingegen bei einer Selbstbestaeubung dafuer, dass die tauben Samenanlagen zwar noch geringfuegig weiterwachsen, dass jedoch die Sink-Intensitaet bald nachlaesst und nur noch geringfuegig 14C-Aktivitaet im Phloem des Bluetenstiels zu lokalisieren ist. Die Besprechung der Ergebnisse macht deutlich, dass ein Faktorenkomplex am Vorgang der Abscission beteiligt ist.