Die vorstehend genannten moeglichen Ursachen fuer Waldschaeden duerfen offensichtlich nicht isoliert gesehen werden. Bei einer erneuten Durchsicht des Diagrammes 2.4 wird offenbar, dass fast alle Schaedigungswege letztlich ein und denselben Mangelfaktor verstaerken: den Magnesium-Calcium Mangel. Dies gilt fuer: den Angriff der Sekundaerschadstoffe auf die Blattoberflaeche mit dadurch verstaerkter Auswaschung von Naehrstoffen, verstaerkt durch synergistische Einwirkungen von schadstoffhaltigem Niederschlag (Nebel, Regen); die Senkung des Calcium/Aluminium Verhaeltnisses durch Saeureeintrag in den Boden; fuer alle Ammonium-Wirkungen; fuer die Auswaschung von Naehrstoffen aus dem Boden durch Bodenversauerung; fuer fast alle Beeintraechtigungen der Mykorrhiza; fuer die Nitrat-Zwangsernaehrung. Es ist belegt, und auch nach dieser Zusammenfassung zu erwarten, dass naehrstoffarme Boeden das Entstehen von Waldschaeden beguenstigen koennen und dass in manchen dieser Faelle Duengung (insbesondere mitMagnesium/Calcium Duengern) den Baumzustand wesentlich verbessern kann. Wiederum ist aus dem Systemdiagramm "Komplexkrankheit" einsichtig, dass Duengung nicht in allen Faellen helfen kann. Es gibt Bestaende auf bestens versorgten Boeden, die Magnesium-, Calcium- und sogar Stickstoff-Mangel aufweisen. Die Unterversorgung koennte dann zum Beispiel an Mykorrhiza-Schaeden liegen. Aus den USAliegen Ergebnisse vor, dass Ozon zu einer Stoerung der Naehrstoffversorgung fuehren kann. Fast alle Autoren stimmen bezueglich Duengung darin ueberein, dass die Beseitigung der primaeren Schaedigung der Baeume durch anthropogene Schadfaktoren vorrangig sein muss; Duengung kann unter entsprechenden Umstaenden eine wichtige und evt. unerlaessliche Begleitmassnahme sein. Jedoch ist jeder Schritt nicht nur vorab sorgfaeltig zu pruefen, sondern auch auf seine tatsaechlichen Auswirkungen zu ueberwachen. Auch sonnenscheinreiche Sommer wirken auf mehrfache Weise unguenstig auf die Vegetation ein. Die Sekundaerschadstoffbildung steigt an, der Trockenstress nimmt zu, und oxidantiengeschaedigte Blaetter sind erheblich lichtempfindlicher als ungeschaedigte. Zugleich sind erhoehte Schaeden durch den von Frank und Schenk beschriebenen Mechanismus der Erhoehung der Lichtempfindlichkeit durch halogenierte Kohlenwasserstoffe moeglich. Nach Smith 1981 und Fuehrer 1983 besteht auch ein komplexes Zusammenspiel von biotischen und abiotischen Schadfaktoren. Im allgemeinen erleichtern alle abiotischen Schadfaktoren den biotischen Schadfaktoren den Angriff auf die Pflanze. Zum Teil schaedigen die Schadstoffe ihrerseits biogene Schadfaktoren. Vielfaeltige Wechselwirkungen bestimmen auch hier das Geschehen. Ein weiteres komplexes Zusammenspiel besteht zwischen Sekundaerschadstoffen und biogenen Kohlenwasserstoffemissionen.