Die Verbreitung von Pollaccia radiose scheint in Europa weitgehend mit dem Vorkommen der in diesem Raum beheimateten Weißpappeln (P. tremula, P. x canescens und P. alba) übereinzustimmen. In Nordamerika ist der Pilz an P. grandidentata und P. tremuloides weit verbreitet. Über eine Erkrankung der zentral- und ostasiatischen Leuce-Arten wissen wir bisher nichts. Durch Pollaccia verursachte Schäden sind vor allem an jungen Pflanzen zu beobachten. Krankheitsverlauf und charakteristische Befallsbilder werden beschrieben. Versuche mit Reinkulturen ergaben, daß Malzagar, Möhrenmaltoseagar und eine abgewandelte Nährlösung nach Pulst als Nährböden gut geeignet sind, doch kam es weder zur Bildung von Konidienlagern noch von Perithezien. Das Temperaturoptimum für das Myzelwachstum liegt auf den Agarnährböden bei 20°C. Die Feuchtigkeitsverhältnisse sind bei einer relativen Dampfspannung von 98% am günstigsten; das Hydraturminimum beträgt 94%. In der Zeit von November 1965 bis Mai 1966 wurde die Entwicklung der Perithezien untersucht. Diese konnten vorwiegend auf den abgestorbenen Blättern am Erdboden gefunden werden. Der Durchmesser der Perithezien nahm während der Beobachtungsperiode im Mittel von 60 ö auf etwa 150 ö zu. Ende Februar 1966 wurden die ersten Asci, Anfang März die ersten reifen Ascosporen beobachtet. Die einzelnen Entwicklungsphasen scheinen von den Witterungsverhältnissen wesentlich beeinflußt zu werden. Etwa 40% der Perithezienanlagen reiften nicht aus. Die Ausbreitung der Ascosporen wurde von April bis Juni 1966 auf einer Pappelversuchsfläche im Lehrforstamt Gahrenberg (Hann.Münden) mit Hilfe eines Sporenfanggerätes kontrolliert. Dabei zeigte sich, daß stärkere Sporenflüge nur an Tagen mit langandauernden Niederschlägen stattfanden. Der Einfluß der Temperatur war gering. Die meisten Sporen wurden während der für die Pflanzen besonders kritischen Zeit der Laubentfaltung ausgeschleudert. Durch Freilandbeobachtungen konnte festgestellt werden, daß Primärinfektionen in erster Linie durch Konidien zustande kommen, die auf den im Vorjahr abgetöteten Triebspitzen gebildet werden. Künstliche Infektionen gelangen in einer schattierten Glaskabine eines Gewächshauses. Die Testpflanzen wurden in periodischen Zeitabständen einem feinen Wassernebel ausgesetzt. Als Infektionsmaterial dienten befallene Triebspitzen und Blätter mit Konidienlagern. Die gleiche Methode wurde für Untersuchungen zur Frühdiagnose an jungen Stecklingen verschiedener Aspen- und Graupappelklone angewendet. Hierbei ergab sich, daß die Disposition für die Triebspitzenkrankheit bei den Weißpappeln sehr unterschiedlich ausgeprägt ist.
443 (Pilze und Bakterien) 232.13 (Versuche mit Hybriden und anderen Züchtungsergebnissen [vgl. auch 165 und 232.311.3]) 176.1 (Dicotyledoneae [Siehe Anhang D])