Räumliche Inventuren sind ein wichtiges Mittel, die für das Management von Umweltressourcen notwendigen Informationen über den Zustand und die räumliche Verteilung von Merkmalen bereitzustellen. Die Erhebung der Informationen ist mit Aufwand verbunden und muß daher unter dem Gesichtspunkt der Kostenoptimierung betrachtet werden. Ein Ziel der Inventurmethodenentwicklung ist es, die gewünschten Informationen bei einer vorgegebenen Genauigkeit mit dem geringsten Aufwand zu erreichen. Im mittleren Maßstabereich (ca 1:2 000 bis 1:20 000), in dem genau lokalisiert, flächenhafte Elemente für das Management von Bedeutung sind, können die bisherigen Inventurverfahren in flächenweise und stichprobenbasierte Inventuren eingeteilt werden. In der vorliegenden Arbeit werden die Möglichkeiten der Kombination von Flächen- und Stichprobeninventuren zur Steigerung der Effektivität untersucht. Die Flächeninventur liefert flächendeckende Informationen, die aber je nach Aufnahmeverfahren mit einer Unsicherheit im Bezug auf eventuelle Verzerrungen verbunden sind. Die in der Forstpraxis angewendeten mehr oder weniger auf Schätzungen beruhenden Verfahren führen oft zu erheblichen Verzerrungen. Das Ergebnis einer Stichprobeninventur sind im allgemeinen unverzerrte Schätzwerte mit einem definierten Stichprobenfehler. Flächenscharfe, räumliche Zuordnungen sind aber nicht möglich. Die Kombination der Inventurverfahren versucht die Vorteile beider Inventuren zu verbinden. Die bisherigen Ansätze beruhen auf einer engen Bindung der Stichprobe an die bestandesweisen Flächeninventuren. Die Nachteile sind, aß die Stichprobe nicht unabhängig ausgewertet werden kann. Daher wird ein Ansatz von Dees (1996) zur Kombination von unabhängigen Inventuren von der regionalen Ebene auf die Betriebsebene übertragen. Die Vorteile bestehen in einer separaten Auswertungsmöglichkeit der Stichprobeninventur und in der geringeren Abhängigkeit von einer homogenen Bestandesausscheidung. Die grundlegende Annahmen für die kombinierte Auswertung der Inventuren sind, daß die Flächeninventur eine schnelle und kostengünstig erhobene, z.B. durch okulare Schätzung, Hilfsgröße liefert. Die Hilfsgröße kann dabei einer systematischen Verzerrung unterliegen. Die Stichprobeninventur kann wegen des geringeren Aufnahmeumfangs die Zielgröße exakter, z.B. durch Messung, bestimmten und führt daher zu unverzerrten Ergebnissen. Für die kombinierte Auswertung wird eine Korrekturfunktion aus den Wertepaaren von Stichproben- und Flächeninventur aufgestellt. Mit dieser Funktion werden dann korrigierte Schätzungen für alle Flächen des Untersuchungsgebiets hergeleitet. Für die kombinierte Auswertung können je nach Auswahlverfahren, nach Art der Korrekturfunktion und nach Anwendung einer Stratifizierung verschiedene Methoden entwickelt werden. Untersucht werden die Auswahl der Stichproben mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf einem regelmäßigen Netz und die Auswahl proportional zur Zielgröße. Für die Auswertung der Stichprobenaufnahme mit gleicher Wahrscheinlichkeit werden 3 verschiedene Typen der Korrekturfunktion verwendet. Es sind die absolute Korrektur um Differenz, die relative Korrektur um das Verhältnis (Ratio) und die einfache lineare Regression der beiden Inventuren. Die zielgrößenproportionale Auswahl wird als Listenstichprobe mit bei Inventurbeginn bestehender Liste konzipiert (PPP a priori). Die Untersuchungseinheit ist die flächenbezogene Zielgröße (z.B. Vorrat pro Hektar) und nicht wie sonst üblich die Zielgröße einzelner Individuen (z.B. Vorrat eines Baums). Für diese vier verschiedenen Ansätze der Korrekturfunktion werden Formeln für die Schätzung des Gesamtwertes und des flächenbezogenes Wertes sowie deren Stichprobenfehler und Vertrauensintervalle entwickelt. Die Formeln werden jeweils für einen unstratifizierten und einen stratifizierten Schätzer aufgestellt.