In der vorliegenden Arbeit wurden die Auswirkungen einer Hebung des Grundwasserstandes auf den Zuwachsverlauf und auf die Ausbildung des Wurzelwerkes untersucht. Als geeignetes Untersuchungsobjekt wurde das Gippinger Grien am linken Aareufer, 1,5 km vor deren Einmündung in den Rhein (s. Karten in Abb. 2), gewählt. Im Frühjahr 1935 wurde dort durch den Bau des Kraftwerkes Klingnau und den damit entstandenen Klingnauer Stausee das Grundwasser permanent gehoben. Somit hat sich die Anzahl Tage mit Grundwassereinfluss im Bereich der 40 bis 150 cm mächtigen Feinerdeschicht, je nach Standort, erhöht. Darüberhinaus wurde der Schwankungsbereich des Grundwassers erheblich eingeengt, nämlich von rund 4,60 m auf knapp einen Meter. Je nach Geländehöhe, Mächtigkeit der Feinerdeschicht und den Grundwasserständen wurden drei Standorte ausgeschieden. An den Baumarten Esche, Stieleiche und Waldföhre wurden Jahrringanalysen und an zwei Eschen zusätzlich Stammanalysen und Wurzeluntersuchungen durchgeführt. Aus der vorliegenden Untersuchung lassen sich die folgenden waldbaulichen und ertragskundlichen Feststellungen ableiten: Auf tiefgründigen, gut wasserversorgten Böden zeigen die Jahrringkurven einen ausgeglicheneren Verlauf als auf Böden, welche infolge zu hohen Grundwasserstandes eine geringe physiologische Bodengründigkeit aufweisen. Die bei den Jahrringanalysen angewandten statistischen Methoden (t-Test, Varianzanalyse und Variationskoeffizienten) haben gezeigt, dass die Auswirkungen der Grundwasserhebung nicht einheitlich, je nach Bodengründigkeit zum Ausdruck kommen. Veränderungen der Grundwasserverhältnisse führen in den einzelnen Stammabschnitten zu unterschiedlichen Reaktionen des Zuwachsverlaufes. Am unzuverlässigsten sind Zuwachsmessungen im Bereich des Stammanalaufs. Bei grosser Abholzigkeit im unteren Stammteil sind die Messungen an Bohrspänen (in 1,30 m Höhe) wenig repräsentativ. Auf den grundwasserbeeinflussten und durch einheitliche Bodeneigenschaften gekennzeichneten Standorten des Untersuchungsgebietes sind die Baumhöhen und die Brusthöhendurchmesser mit den Terrainhöhen korrelierbar, d.h. es besteht eine Bonitätsverschlechterung mit abnehmender Terrainhöhe. Bei einer Terrainhöhendifferenz von rund 1,50 m zwischem dem hochgelegenen und dem tiefgelegenen Standort nehmen die Baumhöhen der Esche um ca. 16 m ab, nämlich von 32 m auf 16 m und die der Eiche um 12 m, nämlich von 32 auf 20 m. Der Einfluss verschiedener Grundwasserstände auf das Höhenwachstum der Esche drückt sich weniger in einem unterschiedlichen Alter beim Erreichen des Kulminationszeitpunktes aus, als vielmehr in den Zuwachsleistungen während der Kulminationszeit. Der wachstumshemmende Einfluss der Grundwasserhebung war für den immer noch tiefgründigen Standort nur vorübergehend. Im flachgründigen, bontitäsmässig geringeren Standort ist es hingegen mit der Zeit praktisch zu einem Stillstand des Höhenwachstums gekommen.