Im Rahmen dieses Projektes wurde von unserer Arbeitsgruppe ein Diagnoseverfahren fuer Fichten erarbeitet, mit dem es moeglich ist, in Waldgebieten Hinweise auf die vorherrschenden Immissionskomponenten zu erhalten. Dazu werden verschiedene physiologisch-biochemische Parameter (wasserloesliche SH-Verbindungen, Ascorbinsaeure, Pigmente, Truebungstest, Prolin, Peroxidase-Aktivitaet) und die Untersuchung der Nadeloberflaechen (mit dem Rasterelektronenmikroskop) herangezogen. Von den untersuchten Gebieten ist Judenburg (bis 1000 m NN) eindeutig als mit SO2 belastet einzustufen. Die charakteristischen Merkmale sind erhoehter Schwefelgehalt in den Nadeln, erhoehte Gehalte an wasserloeslichen SH-Verbindungen, erhoehte Truebungstestwerte und deutlich ausgepraegte Wachsschaedigungen. Die Plastidenpigmente (Chlorophyll, Carotinoide) nehmen bei (Formel) unbelastetem Material vom 1. bis 3. (4.) Nadeljahrgang zu, wohingegen unter SO2-Einfluss eine vorzeitige Abnahme des Pigmentgehaltes ab dem 2. oder 3. Jhg. auftritt. Das Verhaeltnis Xanthophyll zu Carotin steigt ab dem 2. oder 3. Jhg. deutlich an, was mit Anzeichen einer beginnenden Verfaerbung korreliert. Geringer Einfluss von Oxidantien bei gleichzeitig starker Anwesenheit von SO2 ist mit unseren Untersuchungen nicht feststellbar. Dem deutlich gegenueber steht das Verhalten von Fichten mit neuartigen Waldschaeden (Schoeneben). Hier werden neben geringer SO2-Belastung v.a. oxidative Schadstoffkomponenten gemessen. Der charakteristische Merkmalskomplex physiologischer Reaktionen setzt sich hier zusammen aus niedrigen Schwefelgehalten in den Nadeln, erhoehten Gehalten an wasserloeslichen SH-Verbindungen und an Ascorbinsaeure, hoehen Truebungstestwerten, keinen bis hoechstens geringen Wachsbeeinflussungen. Bei gruen aussehenden Baeumen kommt es zu keiner Zunahme des Pigmentgehaltes bis zum 3. (4.) Jahrgang, sondern zu einem Gleichbleiben oder zu einer Verminderung im 2. Jhg. mit darauffolgendem Anstieg des Pigmentgehaltes. Das Xanthophyll/Carotin-Verhaeltnis ist zugunsten von Xanthophyll verschoben. Nur bei ganz vergilbten Baeumen zeichnet sich auch der 1. Jhg. durch sehr geringe Chlorophyllwerte aus. Im "Reinluftgebiet" Frojach/Murau lassen sich - trotz guter Vitalitaet der Fichten - Anzeichen einer SO2-Belastung in Talnaehe und Hinweise auf oxidative Komponenten in groesserer Hoehe feststellen. Das Gebiet des Lehrforstes Rosalia weist eine deutliche Mischbelastung saurer und oxidativer Komponenten auf. Niemals ist eine monokausale Erklaerung des Schadbildes moeglich; neben den anthropogenen Stressfaktoren praegen auch die natuerlichen Stressoren, wie Trockenheit, Ernaehrung usw. das Aussehen der Baeume. Gleiche Immissionen koennen aber in unterschiedlichen Gebieten - je nach der Vorgeschichte der Baeume - unterschiedliche Schadbilder verursachen.