Vegetationskundliche und bestandesstrukturelle Untersuchungen im Naturwaldreservat Gaisberg bei Bad Vöslau : Diplomarbeit, Universität Wien; Formal- und Naturwissenschaftliche Fakultät
Das 28 ha große Naturwaldreservat (NWR) Gaisberg liegt am Südabfall des Hohen Lindkogels, ca. 8 km westsüdwestlich von Baden bei Wien, unweit des NWR Merkenstein-Schöpfeben, in der submontanen Stufe. Der geologische Untergrund wird von verschiedenen Kalken aufgebaut, wobei die Bodenbildung in Abhängigkeit von terrasierten Relief von seichtgründiger Rendzina bis tiefgründigem Braunlehm reicht. Das Waldbild wird durch die nach wie vor bestehende Altersklassen-Struktur geprägt. Während der Großteil der Fläche zwischen 100 und 200 Jahre alte Bestände trägt, sind besonders randlich größere Jugendstadien als Folge flächiger Nutzung vorhanden. Die Altbestände werden von den Hauptbaumarten Buche, Schwarz-Föhre, Trauben-Eiche und Hainbuche in verschiedenen Mischungen dominiert, bzw. treten kleinflächig auch im Reinbestand auf. Die ursprüngliche Baumartenzusammensetzung wurde dabei auf größeren Teilen zu Ungunsten der Buche forstlich verändert. Zur Feststellung des Ist-Zustandes, sowie als Beobachtungsgrundlage für die zukünftige Waldentwicklung, wurde im Zuge der Bearbeitung des NWR ein Stichprobenraster von 100 x 100 m angelegt, wobei an den Rasterschnittpunkten je eine Probefläche von 500 m¬ eingerichtet wurde. Hier werden umfangreiche Daten zur Bestandesstruktur, sowie Flächenmerkmale erhoben. Zur Beobachtung der Verjüngung und Bodenvegetation wurden zusätzlich je acht 1 m¬ große Beobachtungsquadrate angelegt, auf denen neben der Abundanz der Arten auch die Verbißintensität an der Baumartenverjüngung aufgenommen wurde. Aus pflanzensoziologischer Sicht, wird das NWR von zwei Buchenwaldgesellschaften dominiert. Tiefgründige Muldenlagen, wie braunlehmreiche Terrassen werden von mesophilem Buchenwald, pflanzensoziologisch als Hordelymo-Fagetum galietosum odorati gefaßt, bewachsen, während mittel-seichtgründige, meist stärker geneigte Standorte dem Carici albae-Fagetum seslerietosum, einem Trockenhang-Buchenwald zuzuordnen sind. Kleinflächiger auftretende Waldgesellschaften sind das auf wärmbebegünstigten Kuppen vorkommende und vom Flaum-Eichen, Hainbuchen, Eschen und dem Dirndlstrauch geprägte Carici pilosae-Carpinetum, sowie ein von der Trauben-Eiche dominiertes Galio sylvatici-Carpinetum auf Terrassenstandorten mit Anzeichen oberflächlicher Versauerung. Flächemäßig ebenso bedeutsam sind zahlreiche Jungwüchse und Dickungen, die keiner pflanzensoziologischen Einheit zugewiesen wurden. Das Hauptaugenmerk der vegetationskundlichen Untersuchung lag auf einer ökologischen Analyse der Vegetation, wobei zum Teil multivariate Methoden zur Anwendung kamen. Diese Analyse stützte sich dabei auf ein nach Gesichtspunkten der Repräsentativität ausgewähltes Netz von Vegetationsaufnahmen, die gleich den Rasterpunkten, im Gelände wiederauffindbar sind und so Wiederholungsaufnahmen ermöglichen. Bezüglich der zukünftigen Vegetationsentwicklung ist von einer Ausweitung der Buchenwald-Gesellschaften auszugehen, insbesondere der des mesophilen Buchenwaldes Hand in Hand damit ist eine Strukturverarmung zu prognostizieren, welche in Zusammenhang mit einer Abnahme der Pflanzenartendiversität steht. Gleichzeitig ist eine Erhöhung jener Strukturen zu erwarten, wie sie durch natürliche Walddynamik, Verzahnung verschiedener Reifephasen, oder steigendes Totholzangebot bedingt ist (Detsch 1999). Ein Szenario, wie es im NWR Gaisberg zu erwarten ist, könnte grundsätzlich auch auf eine Anzahl weiterer Waldflächen der submontanen Stufe angewendet werden, so sie sich selbst überlassen werden. Auch dadurch liegt ein besonderes Interesse vor, das NWR weiter zu beobachten, um mehr Licht auf die Beziehungen von "Natur-" und Wirtschaftswald zu werfen.