1. Es wurde die Methode "Cytogenetische Bioindikation (CGBI) zur Früherkennung von Vegetationsschäden" in die Steiermark eingeführt und die Anwendbarkeit für dieses Bundesland überprüft. Als Bioindikatorpflanzen dienten die Fichte (Picea abies (L.) Karsten), sowie die Zwiebel (Allium cepa L.). Nachdem sich im ersten Jahr herausstellte, daß die Ergebnisse beider Indikatorpflanzen korrelieren, wurde im Jahr 1990 auf die Zwiebel verzichtet und die Untersuchungen an der Fichte wurden forciert. 2. Die Ergebnisse der Jahre 1981/1990 wurden mit denen der Arbeitsgruppe Druskovic in Slowenien verglichen. Das slowenische cytogenetische Netz schließt direkt an unseres in der Steiermark an. Nach Abgleichen einiger methodischer Fragen konnte eine eindeutige Übereinstimmung unserer Ergebnisse festgestellt werden. Wir mußten 1989 78 % aller bisher für unser Bundesgebiet untersuchten Standorte über der Klasse +2 klassifizieren, die Arbeitsgruppe Druskovic ordente 77 % aller untesuchten Probepunkte über die Klasse +2 ein. Auch bei der Klasseneinteilung 3 und 4 stimmen unsere Ergebnisse überein. In der Steiermark waren es 72 % der untersuchten Standorte und in Slowenien sogar 75%, die diesen Klassen zugeteilt werden mußten. 3. In einigen Fällen stimmen die Ergebnisse der CGBI mit denen der BIN-Untersuchungen (auf Schwefelbelastungen) überein. An vielen Standorten, wie z.B. bei hoch gelegenen nicht schwefelbelasteten Punkten konnten Hinweise auf Schwierigkeiten durch Inversionen bzw. auf eine Früherkennung gewonnen werden. Weiters zeigt sich, daß diese Methode geeignet ist bereits vorhandene Daten (chemische Analysen, visuelles Ansprechen) zu erweitern und zu ergänzen, da beobachtete Veränderungen bereits vor dem Auftreten visueller Schädigungen erkannt werden können. 4. Weitere Voruntersuchungen beschäftigen sich aufgrund der Ergebnisse intensiv mit der Frage der Kausalität und der Dauer der Ansprechzeit. Diese Untersuchungen wurden mit kloniertem Material aus Klimakammern durchgeführt und die Ergebnisse haben eine große Aussagekraft. Es zeigt sich, daß eine Dauer eines Einflusses von zwei Monaten für eine Zuordnung Schadeinfluß: Schadbild zu gering ist. Diese Zeitspanne ist jedoch lang genug, um ein eindeutiges Schadbild hervorzurufen, d.h. die Kontrolle können immer in eine bessere Klasse eingeordnet werden, als die begasten Pflanzen. 5. Voruntersuchungen, die sich mit der Frage beschäftigten, woher nun der Schadeinfluß kommt, der das genetische Material schädigt, verliefen äußerst positiv. Bei unseren Ergebnissen zeigt sich, daß in der Steiermark der Haupteinfluß aus der Luft kommt, d.h. daß weder die Herkunft der Pflanze noch ein "normal" belasteter Boden für Störungen der Pflanzen den Hauptausschlag geben. 6. Es wurde durch erste Vorversuche beim Vergleich der Chromosomen-Aberrationen aus Wurzelmeristemen jungen Fichten und alter Fichten des gleichen Standortes, erkannt, daß die Methode mit Jungfichten direkten Aufschluß über den Vitalitätszustand eines ganzen Bestandes bieten kann. Erste Ergebnisse zeigen eine Korrelation zwischen Jung- und Altbäumen, wobei jedoch die Anzahl der Störungen bei den Jungfichten etwas erhöht ist und die Art der Störungen unterschiedlich. Die getopften Fichten zeigen hauptsächlich spezifische Aberrationen, die auf akute Einflüsse hinweisen, während die Altfichten viele unspezifische Störungen aufweisen, die auf chronische Schadeinflüsse zurückzuführen sein können. 7. Die Aufzeichnung des mikroskopischen Bildes mittels Videokamera eignet sich ausgezeichnet als Vorstufe für die Bildverarbeitung und -auswertung, die bereits große Fortschritte erkennen läßt. In Vektorgrafik umgesetzt ergeben sich klare, frei manipulierbare Abbilder der Chromosomen. Diese Chromosomenbilder dienen u.a. dazu, Karyotypen für die Steiermark auszuarbeiten und mit denen anderer Arbeitsgruppen zu vergleichen, um feststellen zu können, ob es sich dabei um unterschiedliche Provenienzen, Rassen ... von Picea abies (L.) Karsten handelt. 8. Auch die statistische Prüfung ergab zahlreiche interessante Aspekte und beweist auch, daß die CGBI gerade in Grenzfällen das entscheidende Urteil liefern wird können. So zeigt sich auch bei dieser Auswertung die Stärke und Aussagekraft der CGBI: einerseits sind hochgelegene, unbelastete Bäume (nach BIN) nach der CGBI wesentlich schlechter zu beurteilen, andererseits können die teilweise belasteten Standorte wesentlich feiner abgestuft werden. Auch hier zeigt sich, daß die alten Bäume eines Standortes weniger Chromosomenstörungen zeigen, als die jungen desselben Standortes.