Pflanzverfahren und Bewurzelung : Bericht zur 1. Wiederholungsaufnahme (Teilprojekt V19-III) : Bearbeitet von FOI J. Damher im Rahmen der Projektgruppe "Untersuchung der Sturmschäden des Jahres 1990 in Bayern"
Im Rahmen des Projektes "Beobachtung der Verjüngungsentwicklung auf Sturmkahlflächen des Jahres 1990" der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) wurde durch eine gesonderte Erhebung (Linienstichproben) auch die Wurzelentwicklung unter besonderer Berücksichtigung verschiedener Pflanzverfahren untersucht. Anhand von 52 Probelinien auf Sturmkahlflächen, die 1991/92 mittels verschiedener Begründungsverfahren wiederbestockt wurden, erfolgte eine wissenschaftliche Beobachtung der Wurzelentwicklung von Buche, Esche, Bergahorn und Eiche. Nach einer Erstaufnahme im Jahr 1992 wurde 1995/96 die erste Wiederholungsaufnahme durchgeführt. An rund 4000 mit Hacken und Spaten ausgegrabenen Pflanzen wurden verschiedene Sproß- und Wurzelparameter erhoben. Die Ergebnisse beziehen sich damit auf die erste Entwicklungsperiode der Wiederbewaldung von Sturmkahlflächen. Das Projekt sieht daher eine langfristige Beobachtung über rund 30 Jahre und eine Wiederholungsaufnahme im Jahr 2000 vor. Die mittels Saat oder Naturverjüngung begründeten Flächen zeigten sich hinsichtlich der Wurzelentwicklung den gepflanzten Bäumen deutlich überlegen. Die natürlich begründeten Pflanzen waren vitaler, hatten in der Regel höhere Sproß- und Wurzelzuwächse und wiesen weitaus geringere Wurzeldeformationen auf als die gepflanzten Bäume. Insbesondere bei der Winkelpflanzung, der Spatenpflanzung und bei verschiedenen Lochbohrpflanzverfahren wurde ein sehr hoher Anteil von Wurzeldeformationen festgestellt. Viele der Pflanzen waren in zu kleine Pflanzlöcher bzw. Pflanzspalte hineingestaucht oder hineingedreht worden. Aus der umfrangreich ausgewerteten Literatur läßt sich entnehmen, daß diese Deformationen bleibenden Charakter haben. Dies könnte die Stabilität der Bestände in Zukunft stark gefährden. Darüber hinaus wurde ein deutlicher Einfluß des Standortes auf das Wurzelwachstum nachgewiesen. Bei der Buche zeigte sich, daß sie auf schwach wechselfeuchten Standorten erstaunlich tief wurzelt. Auch der Bergahorn zeigte auf problematischen Böden gute Tiefenerschließung. Die Esche dagegen wies nur eine sehr schwache Wurzeldynamik auf. Die Eiche zeigte die allseits bekannte Dynamik in der Tiefendurchwurzelung, auf wechselfeuchtem Boden war ihre Vertikaltiefe jedoch deutlich geringer als auf mäßig frischen Sanden. Insgesamt war die bis 1995/96 erschlossene Tiefe bei allen Baumarten geringer als erwartet. Weiterhin zeigte sich eine Überlegenheit kleinerer Pflanzsortimente, die geringere Deformationen aufwiesen. Vor allem bei Eiche, Buche und Esche sprechen viele Meßergebnisse für die Verwendung kleiner Pflanzsortimente. Aber auch beim Bergahorn scheinen die Kleinpflanzen unempfindlicher zu sein, auch wenn sie im Höhenzuwachs den Großpflanzen unterlegen sind. Es zeigte sich die dringende Notwendigkeit, das Pflanzverfahren der jeweiligen Pflanzen- und Wurzelgröße anzupassen. Ein generelles Überdenken der angewandten Pflanzverfahren und eine wirksame Kontrolle der Pflanzarbeiten erscheint unbedingt notwendig. Bei der Untersuchung der Folgen des Wurzelschnittes konnten kaum negative Auswirkungen des Wurzelschnitts festgestellt werden. Bei allen Pflanzverfahren wurde festgestellt, daß die mit dem jeweils verwendeten Pflanzgerät erzielbare Pflanztiefe nicht ausgenutzt wurde und offenbar generell ein Wurzelschnitt in 15-20 cm Tiefe durchgeführt wurde. Aufgrund dieser Ergebnisse und der Auswertung zahlreicher Literaturstellen wurde der Schluß gezogen, daß sowohl das Hineinstauchen der ungekürzten Wurzeln aus auch das starke Zurückschneiden von Pfahlwurzeln künftig unterbleiben muß. Aus den Ergebnissen lassen sich zwei wesentliche Konsequenzen ableiten: Zum einen sollte, wo immer möglich, der Naturverjüngung und Saat der Vorzug vor der Pflanzung gegeben werden. Zum anderen ist die Qualitätssicherung bei der Pflanzung unbedingt zu verbessern (Pflanzverfahren, Sortimente, Arbeitsqualität). Am Ende des Berichts (Kapitel II 5) werden daher in knapper Form differenzierte Hinweise für die Praxis aufgeführt, die helfen sollen, künftig wurzelschonende Wiederaufforstungen von Sturmkahlflächen durchzuführen.