Kennwerte zur Charakterisierung des ökochemischen Bodenzustandes und des Gefährdungspotentials durch Bodenversauerung und Stickstoffsättigung an Level II-Waldökosystem-Dauerbeobachtungsflächen
Körperschaft
Landwirtschaft und Forsten Bundesministerium für Ernährung
Bund-Länder-Arbeitsgruppe Level II. Arbeitskreis C
Das vorrangige Ziel des Arbeitskreises "Bodenversauerung und Stickstoffsättigung" der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Level II war die Erarbeitung eines Auswerteleitfaden für die Bodendaten (Bodenfestphase, Sickerwasser) der Level II-Flächen. Der Leitfaden enthält Kennwerte und Bewertungsvorschläge zum Säure-Base-Zustand des Waldbodens, zur Nährstoffbereitstellung, zum Stickstoffstatus, zur Abschätzung von Risiken durch Aluminium-, Säure- und Schwermetallstress und zur Gefährdung des Quell- und Grundwassers durch Versauerung und steigende Nitratgehalte. Alle Kennwerte werden eingehend beschrieben, ihre Aussagekraft diskutiert und ihre Anwendung an Beispielen dargestellt. Unterschieden wird zwischen Indikatoren zur Darstellung der aktuellen ökochemischen Situation und zur Beschreibung von zukünftigen Risiken z.B. durch fortschreitende Bodenversauerung, Nährelementverarmung und zunehmende Stickstoffsättigung. Der Leitfaden fügt sich somit nahtlos in die übergeordnete Zielsetzung des Level II-Programms ein, Ursache-Wirkungsbeziehungen im Waldschadensgeschehen aufzudecken und über Prognosen der zukünftigen Entwicklung Hinweise für ein rechtzeitiges Gegensteuern zu geben. Als Kennwerte für den aktuellen Säure-Base-Zustand der Waldböden werden vornehmlich Indikatoren aus der Bodenlösungsphase vorgeschlagen. Neben Tiefenprofilen des pH-Wertes und der ionaren Zusammensetzung der Lösung kommen zur Beschreibung des Säure-Base-Zustandes vor allem Indizes wie die Alkalinität, der Aziditätsgrad und das BC/Al-Verhältnis in Betracht. Als Hilfsindikatoren aus der Bodenfestphase wird die Verwendung von Tiefenprofiltypen der Basensättigung angeregt. Das Risiko von Veränderungen im Säure-Base-Zustand, insbesondere die Versauerungsdynamik, kann aus kapazitiven Kenngrößen, wie den Vorräten an austauschbaren Mb-Kationen und am besten aus Ökosystembilanzen für die Neutralkationen (Ca, Mg und K) sowie für Stickstoff- und Schwefelverbindungen (NH4, NO3 und SO4) abgeschätzt werden. Zur Charakterisierung der aktuellen Nährstoffverfügbarkeit kommen Kenngrößen aus der Bodenfestphase (austauschbar gebundener Ionenpool und in der Humussubstanz gebundener Stoffpool) sowie Kenngrößen der Bodenlösungsphase in Betracht. Während sich bei Calcium und Magnesium recht enge und bei den Spurennährstoffen Mangan, Kupfer und Zink mäßig straffe Zusammenhänge zwischen den austauschbaren Gehalten im Boden und den Gehalten in den Blättern bzw. Nadeln ergaben, zeigten sich bei Stickstoff, Phosphor und Kalium keine merklichen Zusammenhänge zwischen den Bodengehalten und den Blatt-/Nadelspiegelwerten. Die Mg-Versorgung kann offensichtlich recht gut aus dem Mg-Vorrat bis 30 cm Mineralbodentiefe und dem Mg-Vorratsanteil in der Humusauflage abgeschätzt werden. Auch aus den Ca- und Mg-Gehalten der Bodenlösung lässt sich die Ernährung der Bäume mit diesen Nährstoffen recht gut abschätzen. Demgegenüber ergaben sich bei K, P und N keine oder nur sehr schwache Beziehungen zwischen den Gehalten in der Bodenlösung und den Blatt-/Nadelspiegelwerten. ...