Mit physikalisch-chemischen Messungen von Luftschadstoffkonzentrationen werden entsprechend den gesetzlichen Vorgaben bestimmte Einzelstoffe qualitativ und quantitativ erfaßt. Aussagen über die Immissionswirkungen werden allerdings erst durch biologische Wirkungsuntersuchungen ermöglicht. Mit Biomonitoring kann eine Vielzahl von Luftschadstoffen gleichzeitig erfaßt werden; externe Einflüsse, das Zusammenwirken mehrerer Schadstoffe und Klimafaktoren werden einbezogen, interne Faktoren durch die standardisierte Methodendurchführung weitestgehend konstant gehalten. Der Einfluß der Immissionssituation und des Klimas tragen zur Wirkung bei, die anders und stärker ausfallen kann, als physikalisch-chemische Messungen der Konzentration eines Luftschadstoffes das vermuten lassen. Ein Wirkkataster zeigt mittels unterschiedlicher Biomonitoring-Methoden, wie die Luftschadstoffe geographisch verteilt sind und wie die Immissionssituation im Vergleich zu anderen Untersuchungsgebieten zu beurteilen ist. Durch sachkundige Bewertung können bürgernahe Informationen zur Umweltsituation abgeleitet werden. Der Wirkkataster für das Bundesland Salzburg stellt schwerpunktmäßig die Wirkungsuntersuchungen aus den Jahren 1988 bis 1998 vor und bewertet sie: - Der Indikatorfächer aus unterschiedlich empfindlichen Pflanzenarten zeigt die Schadwirkung von Ozon und Photooxidantien. - Zustandserhebungen bei Flechten und Stadtbäumen lassen Rückschlüsse auf die allgemeine Schadstoffbelastung zu. Flechten-Exponate reagieren besonders empfindlich auf sogenannte saure Luftschadstoffkomponeneten, z.B. Schwefeldioxid. - Mit Welschem Weidelgras als standardisierte Graskultur und in Moosen und Flechten wurden u.a. die Anreicherungen von Schwermetallen untersucht, - mit Grünkohl-Exponaten die Anreicherungen organischer Schadstoffgruppen. Die Luftschadstoff-Konzentrationsmessungen in den Nachbarländern weisen eine mit dem Land Salzburg vergleichbare Immissionssituation aus, weshalb z.B. Biomonitoring aus München, Südbayern und aus Stuttgart für die Bewertung der Salzburger Wirkungsuntersuchungen herangezogen wurden, um die Frage zu klären, wo das Bundesland Salzburg im internationalen Vergleich und in der zeitlichen Entwicklung liegt. Biomonitoring von Photooxidantienwirkungen wurde mit dem Indikatorfächer 1997 in der Stadt Salzburg und 1998 zusätzlich am Gaisberg durchgeführt. Die Indikatorfächer-Ergebnisse aus Salzburg waren mit Untersuchungen an bayerischen Hintergrundstandorten gut vergleichbar. Die zum Teil sehr hohen Blattschädigungen an den empfindlichen Indikatorfächerpflanzen mit Mittelwerten am Gaisberg bis über 90% bei Tabak Bel W3 wie Buschbohne Pinto und bis rund 40% bei Weißklee Karina, legen nahe daß auch die Vegetation einem physiologischen Streß durch Ozon und weitere Photooxidantien ausgesetzt ist. Nicht-stoffsspezifisches Reaktionsmonitoring wurde mit Flechtenexponaten 1981/82 und 1995 in der Stadt Salzburg, als Flechtenkartierung Ende der 70er Jahre, 1987, 1989 und 1994/95 in verschiedenen Untersuchungsgebieten im Land Salzburg sowie als Vitalitätsuntersuchung an Salzburger Stadtbäumen kontinuierlich seit Anfang der 80er Jahre durchgeführt. Die Vitalitätsuntersuchung an Stadtbäumen nimmt eine Sonderstellung ein, da sie nicht wie die anderen Methoden zur spezifischen Erfassung von Immissionswirkungen dient. Der Komplex der sauren Immissionen, insbesondere Schwefeldioxid, ist rückläufig. So waren hohe Schäden an Flechtenpopulationen im Land Salzburg noch in den 70er Jahren zu verzeichnen, ein mittleres Schädigungsniveau hingegen 1989. In den letzten 10 Jahren deutet sich eine weitere Verbesserung der Immissionssituation bezüglich saurer Luftschadstoffe und damit der Lebensbedingungen für Flechten an. Biomonitoring in Form der Untersuchung einer Anreicherung von Schwer- und Spurenmetallen wird im Land Salzburg mit Moosen, mit Flechten, insbesondere aber seit 10 Jahren mit standardisierter Graskultur betrieben. Insgesamt sind die Ergebnisse des Metall-Biomonitoring mit unterschiedlichen Methoden nur eingeschränkt gemeinsam bewertbar. Die zeitliche Entwicklung kann anhand der standardisierten Graskultur aufgezeigt werden. Die Immissionswirkungen von Arsen, Cadmium, Kupfer, Nickel und Blei in Graskultur lagen weit unter den indirekt darauf beziehbaren Futtermittelgrenzwerten. Daher wurde neben dem Standortvergleich der Bewertung anhand von Ergebnissen aus anderen Untersuchungsgebieten, die mit gleichen Methoden erzeilt wurden, der Vorzug gegeben. Insgesamt waren die Immissionswirkungen aller Metalle im Land Salzburg mit denen in anderen Untersuchungsgebieten gut vergleichbar. An verkehrs-exponierten Standorten wurden insgesamt höhere Immissionswirkungen in Graskulturen gemessen (0,5 - 1,6 mg/kg TS Antimon, < 1 - 5,1 mg/kg TS Blei, rund 300 mg/kg TS Eisen und 9 - 36 mg/kg TS Kupfer) als an Hintergrundstandorten (< 0,05 mg/kg TS Antimon, aktuell rund 1 mg/kg TS Blei, 100 - 200 mg/kg TS Eisen und 5 - 17 mg/kg TS Kupfer). Die Ergebnisse in Graskulturen lassen einen rückläufigen Trend für Blei erkennen. Ein junger Bereich der Untersuchung von Immissionswirkungen ist das Biomonitoring organischer Luftschadstoffe, das mit zunehmender Umweltrelevanz der organischen Schadstoffgruppen an Bedeutung gewinnt. Polychlorierte Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane (PCDD/F), polychlorierte Biphenyle (PCB) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) wurden im Raum Salzburg/Hallein seit 1995 regelmäßig mit Grünkohlkulturen erfaßt. Aufgrund seiner hohen Frostresistenz kann Grünkohl bis zum Dezember eingesetzt werden, wobei er wie die Graskultur für einen vorgegebenen Zeitraum den Umweltbedingungen ausgesetzt und anschließend auf dei ausgewählten Schadstoffgruppen analysiert wird. Die im Raum Salzburg/Hallein mit Grünkohl gemessenen PCDD/F-Immissionswirkungen von 0,4 bis 0.9 ng I-TE/kg TS sind mit Untersuchungen in anderen Gebieten gut vergleichbar und als sehr niedrig einzustufen, PCB-Summenwerte von 3,1 bis 15ög PCB/kg TS sind ebenfalls gut vergleichbar mit Untersuchungen in anderen Gebieten. Die PAH-Summenwerte ließen einen Unterschied zwischen verkehrstypischen PAH-Immissionswirkungen und solchen an Siedlungswirkungen und solchen an Siedlungs- und Hintergrundstandorten deutlich werden. Verkehrstypisch wurden in der Regel über 1.700 ög PAH/kg TS gemessen, an Siedlungs- und Hintergrundstandorten knapp 400 bis 1.300 ög PAH/kg TS. Die PAH-Ergebnisse sind ebenfalls mit Untersuchungen in anderen Gebieten gut vergleichbar, sie deuten an kfz-belasteten Meßstellen auf einen Rückgang hin.