Die Katholische Kirche ist vor allem im deutschsprachigen Kontext in einer großen Umbruchsituation. Im Bundesland Steiermark leben ca. 1,27 Millionen Menschen und davon sind 739.000 Katholik:innen. Das sind 58 Prozent Bevölkerungsanteil, der sich bedingt durch Austritte, der Alterspyramide und dem Zuzug anderer Religionsangehöriger stetig reduzieren. Die Diversität in der steirischen Bevölkerung wächst und es ist spürbar, dass immer mehr Menschen mit katholischer Kirche nur mehr punktuell oder gar nichts mehr anzufangen wissen. Aus diesem Grund ist für die steirische Katholische Kirche das neue Zukunftsbild „Gott kommt im Heute entgegen“ entstanden, das einen Rahmen für die Entwicklung ganz neuer Formen von Kirche (neben den traditionellen) bietet. Darüber hinaus besitzen einige kirchliche Einrichtungen in der Steiermark Wald und werden oft mit der Frage konfrontiert: „Warum braucht Kirche überhaupt Waldbesitz?“ Immer mehr Menschen treibt es in die Natur und damit (hierzulande) in die steirischen Wälder. Der Wald ist ein Ort der Erholung, des Krafttankens, Zur-Ruhe-Kommens, aber auch der Spiritualität. Der Wald hat für die Menschen in der Steiermark eine große Bedeutung und in ihrer Freizeit sind viele dort zu finden. Darüber hinaus steht der Wald auch in der Diskussion rund um den Klimawandel an zentraler Stelle. Viele Menschen sorgen sich, wie es mit unseren Wäldern zukünftig weitergeht. Auch Papst Franziskus hat im Rahmen des päpstlichen Schreibens Laudato si (2015) seine Sorge um unser gemeinsames Haus (Erde) sehr stark zum Ausdruck gebracht. Die Situation in Bezug auf die Umweltzerstörung, den Klimawandel sowie die Auswirkungen auf die Armen hat sich seitdem jedoch weiter verschärft. All das vorher Genannte zeigt, dass Wälder im kirchlichen Kontext nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine ökologisch-pastorale Funktion besitzen, deren Potenzial im europäisch-kirchlichen Kontext immer öfter entdeckt wird. So entstanden in den letzten Jahren kirchliche Netzwerke, die unter den Stichwörtern „Wilde Kirche“, „Grüne Kirche“, „Forest Church“ zu finden sind. Aus den oben genannten Gründen ergibt sich die Motivation der Autorin, die selbst Försterin mit Zusatzausbildungen in Innovation und Greencare ist, folgender Fragestellung nachzugehen: (Wie) Können kirchliche Wälder positive Berührungspunkte für Menschen werden? Am Beginn der vorliegenden Forschungsarbeit zum Thema „Soziale Innovationen in kirchlichen Wäldern“ wird die Grundausrichtung der katholischen Kirche kurz dargestellt. Anschließend erfolgt eine Auseinandersetzung mit sozialen Innovationen sowie mit wichtigen gesellschaftlichen, kirchlichen und forstlichen Trends und Entwicklungen. Um der Forschungsfrage näherzukommen, wurden für den Praxisteil fünf unterschiedliche Zugänge gewählt. Der Praxisteil wurde mit einem Ideenworkshop gestartet. Darauf aufbauend wurde zur Vertiefung der Fragestellung ein Austauschtreffen mit Vertreter:innen aus kirchlichen Forstbetrieben in der Steiermark veranstaltet. Um mit der Fragestellung zielgerichtet weiterzukommen, braucht es auch einen Blick auf die konkreten Bedürfnisse und Anliegen der Menschen in Bezug auf kirchliche Wälder. Diese wurden im Rahmen einer repräsentativen Befragung in der Steiermark erhoben. Ergänzend wurde die Sichtweise einiger kirchlicher Verantwortungsträger mit Waldbesitz beigefügt. Abschließend werden noch Praxisbeispiele „Sozialer Innovationen“ in kirchlichen Wäldern vorgestellt. Davon werden wichtige Erkenntnisse und Handlungsfelder abgeleitet. Die Arbeit wurde in einem Kooperationsprojekt mit dem Bundesforschungszentrum für Wald erstellt. Daher gilt Dominik Mühlberger großer Dank für die Zusammenarbeit bzw. Begleitung. Nicht nur die Kirche steckt in einem großen Umbruchsprozess, sondern, durch die vielen verändernden Rahmenbedingungen, auch die Forstwirtschaft. Die Arbeit soll beide Bereiche ermutigen, neue Wege auszuprobieren.