Natürliche oder naturnahe Sandlebensräume stellen in Österreich sowie im gesamten Ruam der Europäischen Union, abseits der Meeresküsten, eine ausgesprochene Rarität dar. "Pannonische Sanddünen" genießen nach der Faune-Flora-Habitat-Richtlinie der EU als "prioritäre Lebensräume" einen besonderen Schutz. Österreichist das einzige EU-Land, in dem dieser Lebensraumtyp vorkommt, und trägt damit eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Lebensräume. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Bedeutung offener oder vegetationsarmer Sandlebensräume für Stechimmen (aculeate Hymenopteren) darzustellen. Untersucht wurden natürliche bzw. naturnahe Sandstandorte sowie anthropogen beeinflußte Sandgebiete wie Sandgrupen, stillgelegte Sandäcker und militärisch genutzte Bereiche. Von dieser Basis ausgehend, lassen sich Pflegemaßnahmen zur Erhaltung der Sandlebensräume ableiten. Größere Sandvorkommen gibt es in Österreich vor allem in Gebieten mit quartären und tertiären Ablagerungen. Zu den jüngsten Sedimenten zählen holozäne Sandablagerungen im Bereich der Fließgewässer. Etwas älter sind die äolischen (vom Wind transportierten) Sande im Osten Österreichs, wobei hier unterschiedliche Ausprägungen zu differenzieren sind. Postglaziale Flugsande finden sich im Bereich der Praterterrasse, dem Marchtal und am Ostufer des Neusiedler Sees. Pleistozäne Flugsande bedecken Teile der Gänserndorfer Terrasse und bilden stellenweise größere Dünenzüge. Die Sande nördlich von Gmünd wurden ebenfalls im Quartär abgelagert. Zu den tertiären Sanden, die heute wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung vielerorts abgebaut werden, zählen die Linzer und die Melker Sande, kaolinreiche Sande am Südrand der Böhmischen Masse, Sande im Horner Becken und in der Umgebung von Eggenburg und retz, Sandablagerungen im Bereich der Hollabrunner und Mistelbacher Schotterformation und verschieden alte Sandhorizonte im Steirischen Becken und in seinen Randbuchten im Burgenland. Ein natürlicher Sandstandort kann über längere Zeit vegetationsfrei bleiben, wenn das Sediment ständig umgelagert wird, die Wasserversorgung zu gering ist und extrem hohe Temperaturen oder gravierende chemische Störungen vorliegen. Da diese Bedingungen in Österreich nur kleinräumig gegeben sind, ist die natürliche Klimaxgesellschaft zumeist ein Wald. Ausnahmen bilden Standorte mit hoher Dynamik sowie Bereiche, in denen der Mensch eingreift. Auf vegetationsfreien und -armen Sandflächen herrschen extreme Lebensraumbedingungen, da die Sandoberfläche rasch austrocknet und starken Temperaturschwankungen unterliegt. Viele xerotherme Tiere nutzen Sandböden für die Nestanlage und die Aufzucht der Nachkommen, da sie hier leicht graben können. Diese Arten sind zumeist Lebensraumspezialisten, die bei zunehmender Vegetationsbedeckung von weniger anspruchsvollen Spezies verdrängt werden. Die Besiedlung der Sandlebensräume hängt wesentlich vom Standortcharakter ab. In den österreichischen Sandgegenden wurden mehrere Schutzgebiete (u.a. Naturschutzgebiet "Sandberge Oberweiden", "Wacholderheide Obersiebenbrunn", "Weikendorfer Remise", Bewahrungszone Sandeck-Hölle sowie verschiedene Sandgruben) ausgewiesen. Bei diesen Bereichen sind zur optimalen Entfaltung des naturräumlichen Potentials fallweise Pflegemaßnahmen wie Oberbodenabtrag, Mahd oder Beweidung notwendig. Um die gravierenden Verluste an Pionierstandorten auf Sand teilweise zu kompensieren, sollten auch in anthropogen geprägten Sandlebensräumen wie Sandgruben und Sandbrachen gezielte Managementmaßnahmen gesetzt werden.