Die aktuelle Einteilung des Valeriana officinalis agg. in Unterarten (Fischer et al. 2008) bzw. Kleinarten (Titz, W. & Titz, E. 1982) stützt sich auf eine Charakterisierung von taxonomisch informellen „Typen“. Diese basiert auf morphologischen und karyologischen Daten, die sich auf Einzelpflanzen oder Populationen mit wenigen Vertretern stützen. Um ein verbindlicheres taxonomisches Konzept erstellen zu können sowie um die evolutionären Mechanismen der Genese der Arzneibaldriane besser zu verstehen, wurde 2008 ein Projekt begonnen, im Zuge dessen etwa 100 Baldrian- Populationen in Tirol (Nord- und Südtirol), Vorarlberg, Bayern und der Schweiz gesammelt und mit Durchfluss-Zytometrie, Chromosomenzählungen, AFLP, standörtliche Vegetationsanalyse und morphometrischen Analysen charakterisiert
werden sollen. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurden die Ploidiestufen der bis Ende 2009 gesammelten Pflanzen mittels Durchfluss-Zytometrie und Chromosomenzählungen an ausgewählten Referenz-Individuen ermittelt. Valeriana officinalis
agg. erwies sich, wie bereits in früheren Studien, als diploide, tetraploide und oktoploide Sippe. Die über die durchfluss-zytometrischen Messungen ermittelten Fluoreszenzindices zeigten für Polyploide eine erhöhte Streuung, wobei die Schwankung der tetraploiden Baldriane am größten war. Dies kann durch verschiedene Mechanismen erklärt werden wie z.B. durch den unterschiedlich starken DNAVerlust im Lauf der Evolution, da Polyploidisierungen, die bereits längere Zeit
zurückliegen, mit einem stärkeren DNA-Verlust verbunden sind. Ein weiterer möglicher Grund für die Schwankungen der DNA-Gehalte kann der unterschiedliche Gehalt von Inhaltsstoffen sein, welche die Bindung des ausreichend genau,
da sich die Ergebnisse auf drei deutlich voneinander getrennte Cluster konzentrieren, die den drei bei Baldrian vorkommenden Ploidiestufen entsprechen. Bei bestimmten Pflanzen, die so ausgewählt wurden, dass ihre ermittelten
Fluoreszenzintensitäten möglichst breit gestreut sind, wurde durch Chromosomenzählungen die genaue Chromosomenzahl bestimmt. Alle genau bestimmte Chromosomensätze erwiesen sich hierbei als euploid, woraus
hypothetisch folgt, dass die in den Messungen beobachtete Streuung nicht durch eine Schwankung der Chromosomenzahl zustande kommt, sondern durch eine Schwankung im DNA-Gehalt des Genoms. Alternativ müssen jedoch auch Ursachen, die zu einem erhöhten Messfehler in den polyploiden Zytotypen führen, in Betracht gezogen werden. Die gesammelten Pflanzen werden im Zuge des Projektes noch weiteren Untersuchungen unterzogen, um die Morphologie und die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Pflanzen und den Populationen genauer zu charakterisieren. Mit den resultierenden Daten wird eine Überprüfung und eventuelle Überarbeitung der bestehenden Einteilung des Valeriana-officinalis-Aggregates in Mitteleuropa möglich sein. Schlagworte: Valeriana officinalis / Karyogeographie / Durchfluss-Zytometrie / Chromosomenzählung Until today there is no clear definition of the subspecies of Valeriana officinalis agg. At the moment, the classification of Valeriana officinalis agg. is done by defining so-called “Types”. This classification is quite vague and it is based on a
relatively small amount of data deriving from herbarium material and chromosome counts. Most of this work was done by Prof. Titz, who wasn’t able to finish his work on Valeriana officinalis. Therefore, a project was started in 2008 to improve this situation. 100 populations of Valeriana officinalis are supposed to be collected until 2010 in Tyrol,
Vorarlberg and Bavaria. They are going to be measured using flow-cytometry, AFLP and morphometric analysis.
Valeriana officinalis agg. is diploid, tetraploid and octoploid. In the line of this measured by flow-cytometry. Those are about 50 populations consisting of 20 individuals and 100 single plants. The resulting data enables to define the ploidy
level of the plant. Furthermore, there were chromosome counts done on 27 plants which showed different DNA contents. They are supposed to assure the data resulting from the flow-cytometry measurements. The data showed a greater variation of the DNA contents in populations with higher ploidy levels. However, the tetraploid populations showed the greatest amount of variation. This variation can derive from a measuring error. By doing the measurement of the 27 plants (that were also counted) repeatedly, the results showed that the variation of the measuring was greater than the measuring error. The remaining variation can be caused by real differences in DNA content due to different amounts of DNA loss during evolution. Studies had shown that “elder” polyploids experience a greater amount of DNA loss than “younger” polyploids. Another possible reason for the remaining variation can be differences in the content of certain compounds between ploidy levels. Those compounds could inhibit the bonding of the fluorochrome to the DNA. keywords: Valeriana officinalis / Karyogeographie / Durchfluss-Zytometrie / Chromosomenzählung