W ürden wir sie zählen, so kämen auf jeden Menschen dieser Erde rund 1,4 Milliarden Insekten aus geschätzten 5,5 Millionen unterschiedlichen Arten. Es gibt eine schier unvorstellbare Menge und Vielfalt an sechsbeinigen Tieren, mit denen wir uns die Welt teilen. Manche Exemplare sind für Menschen wunderschön, andere fast gruselig mit ihren großen Beißwerkzeugen. Insekten fliegen, krabbeln, buddeln, beißen. Sie sind Künstler des Versteckens, und sie sind
in fast jedem Ökosystem dieser Welt zu Hause. Trotzdem sind sie massiv bedroht. Es mag an dieser unerschöpflich scheinenden Masse liegen, dass das Ausmaß der Gefahr viel zu lange kaum Beachtung fand. Oder daran, dass eine langfristige Forschung darüber, wie sich ihre Bestände entwickeln, kaum vorhanden ist. Gerade auf der südlichen Welthalbkugel sind Langzeitstudien Mangelware. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass viele Menschen – zumindest in westlichen Industrieländern – mit Insekten wenig Positives verbinden. Übertragen sie nicht
Krankheiten und zerstören Ernten? Schon die Bibel beschreibt Insekten als Plagen und nicht als diejenigen, die die ökologischen Systeme dieses Planeten am Laufen halten. ZWÖLF KURZE LEKTIONEN ; ÜBER INSEKTEN, LANDWIRTSCHAFT UND DIE WELT; GRUNDLAGEN ; SECHS BEINE SOLLT IHR SEIN: Es gibt sie zu Lande, zu Wasser und in der Luft, sie fressen und dienen selbst als Nahrung, sie bestäuben Pflanzen, lockern Böden und beseitigen Laub – Insekten sind aus Ökosystemen nicht wegzudenken.; LANDWIRTSCHAFT ; MIT VIELFALT ZUR ERNTE ; Durch ihre Bestäubungsleistung und die Verbesserung der Böden sind Insekten für die Landwirtschaft unabdingbar, aber durch sie auch stark gefährdet. Mehr Schutz der Artenvielfalt in Agrarlandschaften ist nötig ; INSEKTENSTERBEN GLOBAL ; EINE KRISE OHNE ZAHL; Der Rückgang von Insektenpopulationen und -arten ist vielfach belegt. Die Wissenschaft ist sich auch über den negativen Einfluss der Landwirtschaft einig. Unklar ist, welche Aussagen sich verallgemeinern lassen. INSEKTENSTERBEN IN DEUTSCHLAND ; ABWÄRTS IM TREND ; Ob Langzeituntersuchungen, einzelne Studien oder Rote Listen – das Ergebnis ist immer dasselbe: Insgesamt sind Anzahl und Artenzahl der Insekten rückläufig. Daran ändern auch die Forschungsdefizite nichts. PESTIZIDE ; ZWISCHEN KAHLSCHLAG UND LETZTER HILFE ; Gegen viele Lebewesen, die die Ernten mindern könnten, werden Agrarchemikalien eingesetzt. Ihre Wirkung wird immer genauer. Trotzdem kommt immer mehr davon auf die Felder. FLEISCH; VON TIERFUTTER UND VIEHWEIDEN ; Der weltweite Hunger auf Fleisch setzt eine Kettenreaktion von Rodungen, Monokulturen und Chemieeinsatz in Gang. Wo die Insekten besonders artenreich sind, geht die Naturzerstörung besonders schnell voran. KLIMAWANDEL; ZEIT FÜR NEUE PLAGEN ; Die globale Erwärmung schadet vielen Insektenarten. Wenigen hilft sie, doch von denen werden manche auf die Felder gelockt. Durch höhere Fraßschäden erwarten Fachleute erhebliche Ernteverluste. NÜTZ- UND SCHÄDLINGE ; FRESSEN UND GEFRESSEN WERDEN ; Um den Schaden gering zu halten, den Insekten an Kulturpflanzen anrichten, sind deren natürliche Feinde gefragt – meist andere Insekten. Diese biologische Schädlingsbekämpfung gelingt umso besser, je größer die Vielfalt ist. DÜNGUNG ; KUHFLADEN UND PFERDEÄPFEL; Käfer und Fliegen auf den Dunghaufen der Weidetiere zeigen an, wie intakt oder geschädigt ein Agrarsystem ist. Oft leidet die Artenvielfalt unter dem Einsatz von zu viel Kunst- und tierischem Dünger. NAHRUNGSMITTEL; FÜR VIELE EIN ALLTAGSGERICHT, FÜR MANCHE EIN HYPE; Mit dem Verzehr von Insekten wird weltweit manches Nahrungsproblem gelöst. Umstritten ist, wie nützlich oder gefährlich eine industrielle Massenproduktion wäre. TIERFUTTER; RECHNUNG MIT UNBEKANNTEN ; Wirtschaftlich ist Tierfutter aus Insekten bisher ein Nischenprodukt. Wenn damit auch Hühner und Schweine gemästet werden dürfen, wird der Markt boomen. Unklar ist, ob dies auch ökologisch verträglich geht. IMKEREI; EIN LEBEN FÜR POLLEN UND HONIG ; Bienen erzeugen Honig, Wachs und Gelée Royale, sorgen für die Bestäubung von Nutzpflanzen und für Einkommen aus der Imkerei. Aber viele Arten sind gefährdet – sofern man überhaupt etwas über sie weiß. GENDER; MIT „MINI-VIEH“ GEGEN DIE ARMUT; In armen Ländern bietet das Sammeln, Verarbeiten und Verkaufen nahrhafter Insekten den Frauen ein Zusatzeinkommen. Doch wenn zu viele der Tiere gesammelt werden, ist das nicht nachhaltig. POLITIK ; VOLLMUNDIGE VERSPRECHEN UND UNZULÄNGLICHE TATEN; Das dramatische Insektensterben und seine möglichen Auswirkungen auf Mensch und Natur sind wissenschaftlich belegt. Doch die Politik reagiert nur zögerlich und scheut zu häufig den Konflikt mit der Agrarindustrie. ÖKONOMIE; MIT ODER OHNE PREISSCHILD; Ob sich der Wert der Natur in Geld ausdrücken lässt, ist umstritten. Versucht wird es, um Regierungen von der Notwendigkeit des Handelns zu überzeugen. Doch sehr erfolgreich ist das nicht. BIOLANDBAU; MEHR BESUCH AN DEN BLÜTEN, WENIGER ÖDNIS AUF DEM FELD; Der ökologische Landbau setzt auf den Erhalt
der Bodenfruchtbarkeit und die biologische Vielfalt. Für eine insektenfreundliche Zukunft muss sich aber die gesamte Agrarlandschaft ändern. GENTECHNIK; AUS DEN LABOREN AUF DIE ÄCKER; Wer resistent ist, bringt mehr Ertrag: Nach diesem Prinzip erhalten Nutzpflanzen neue Eigenschaften gegen Herbizide und Schadinsekten. Doch die Insekten bilden ihrerseits neue Resistenzen. Jetzt geraten sie selbst ins Blickfeld der Gentechnik. WELT OHNE INSEKTEN; WENN DIE TECHNIK HELFEN SOLL; Verschwände die Vielfalt der Insekten, ginge uns Existenzielles verloren. Die Natur und unsere Ernährung würden sich ändern, doch Bestäubungsroboter könnten diesen Verlust nicht kompensieren. KULTURGESCHICHTE; URALTE SCHICKSALSGEMEINSCHAFT ; Das Verhältnis von Mensch zu Insekt war lange getrübt. Die Geschichte der Landwirtschaft ist eine der Schädlingsbekämpfung. Für einen Wandel sorgte erst das neuzeitliche Wissen um Bestäubung.
145.7 (Insecta [siehe Anhang C]) 453 (Insekten [Für die weitere Unterteilung siehe Familien unter 14 oder alternativ (beschrieben nach Regelfall 1d in der Einleitung) können die Nummern alphabethisch nach Familien und Arten unterteilt werden (Appendix C)])