Fast die Hälfte (48%) des österreichischen Bundesgebietes sind Waldflächen, die neben der forstwirtschaftlichen Nutzung auch zunehmend von Bedeutung für den Umwelt- und Naturschutz sind. Eine Vielzahl an Schutzgebietskategorien mit unterschiedlichen Zielen und Management-Konzepten sind heute in Österreich etabliert. Neben bekannten Schutzgebietskategorien wie den Natura 2000 Gebieten, gibt es in Österreich 192 Naturwaldreservate (NWR). Die NWR sind Waldflächen, die für die natürliche Entwicklung des Ökosystems Wald bestimmt sind und in denen jede forstliche Nutzung unterbleibt. Das österreichische NWR Programm basiert auf dem Grundsatz des Vertragsnaturschutzes, nach welchem sich der/die WaldeigentümerIn freiwillig für eine Laufzeit von 20 Jahren dazu verpflichtet die Waldfläche nicht zu bewirtschaften. Der Vertragspartner ist die Republik Österreich, die sich eine Option auf Verlängerung vorbehält.
Die Ziele umfassen die Vielfalt des österreichischen Waldes in einem repräsentativen Netz von Naturwaldreservaten aufzunehmen und die Entwicklung der Biodiversität sowie die natürliche Waldentwicklung ohne Bewirtschaftung zu fördern. Hervorzuheben ist, dass die NWR dem Prozessschutz unterliegen und daher keine Arten bekämpft oder gefördert werden. Das seit 1995 bestehende österreichische Naturwaldreservate-Programm umfasst derzeit einer Gesamtfläche von 8.355 ha, (ca. 0,2% der österr. Waldfläche, Stand März 2018). Die Flächengröße der jeweiligen NWR reicht von 0,9 bis 966,8 ha. Seit 2013 werden in den NWR Wiederholungsaufnahmen nach einer standardisierten Aufnahmemethodik durchgeführt, um die Bestandesdynamik, die Veränderung der Baumartenzusammensetzung, die Vegetationsentwicklung, die Totholzakkumulation sowie die natürlichen Verjüngungsprozesse als auch Störungen festzustellen.