Grobkörnige Konglomerate, die oft aus karbonatischen Komponenten in einer karbonatischen Matrix bestehen, bilden weite Bereiche der Faltenmolasse (auch Subalpine Molasse genannt) am Alpennordrand. Obwohl diese Gesteine aufgrund ihrer mineralogischen Zusammensetzung als verkarstungsfähig gelten können, sind in der Fachliteratur nur wenige Karsterscheinungen beschrieben. Tatsächlich kann in Gebieten aus karbonatischen Konglomeraten im Gelände jedoch eine große Vielfalt von Karstformen beobachtet werden. Im Testgebiet "Hochgrat-Lecknertal" bei Hittisau im Bregenzerwald wurden die Zusammenhänge zwischen den geologischen Strukturen und den Karstformen detailliert kartiert und systematisch analysiert. Die zahlreich vorhandenen Karren zeigen in gleichem Maße Korrosion der Komponenten und der Matrix und können daher eindeutig als Karstformen klassifiziert werden. Dolinen sind die dominierenden Karstformen des Gebietes. Sie sind oft trichterförmig und entwässern über einen Ponor oder vertikalen Schacht. Im Gebiet gibt es zwei oberirdisch abflusslose geschlossene Hohlformen, die als "Kleinpoljen" bezeichnet wurden. Sie besitzen einen ebenen Boden und entwässern unterirdisch über Ponore. Eine dieser Pollen folgt der Depression einer Synklinale, die andere hat sich in einheitlich südfallenden Schichten aus einem Kar entwickelt. Es konnte gezeigt werden, dass sich die meisten dieser Formen überwiegend durch chemische Lösung entwickelt haben, also durch Verkarstung. Mechanische Erosion, Massenbewegungen und glaziale Prozesse sind zwar ebenfalls nachweisbar, spielen aber für die Entstehung der beschriebenen Formen eine geringere Rolle. Viele Gebiete in der nordalpinen Faltenmolasse weisen ähnliche lithologische Eigenschaften auf. Verkarstung ist daher auch dort zu erwarten, wurde aber - abgesehen von einigen Gebieten in der Schweiz - bisher kaum beschrieben. Da Karstgrundwasser besonders verletzlich gegenüber Schadstoffeinträgen ist, sollte die Verkarstung der karbonatischen Konglomerate weiter untersucht und bei der Abgrenzung von Grundwasserschutzzonen berücksichtigt werden.