Steuerung und Vorhersage der Fruktifikation bei der Rotbuche (Fagus sylvatica L.) für den Standort Zierenberg 38 A und den Level I Flächen von Hessen durch die Witterung
Für den Standort Zierenberg Abteilung 38 A und für das Land Hessen wurden die seit 1989 regelmäßig erhobenen Fruktifikationswerte von 144 bzw. über 1090 mindestens 60 Jahre alten bzw. 157jährigen Buchen mit den Witterungsdaten (Monatsmittelwerte von 1951-2001) - Strahlung R, Sonnenscheindauer SSD, Temperatur T, Niederschläge N und relative Luftfeuchte rF - der Wetterstation Kassel sowie Zuwachsdaten (Längenzuwachs, Radialzuwachs) korreliert. Folgende Ergebnisse sind von Bedeutung: 5.1 Auf die Fruchtbildung der Buchen im Jahr x nehmen die Witterungsfaktoren ganz bestimmte Monate über einen Zeitraum von mindestens 3 Jahren (Jahre x-2 bis x) Einfluss. 5.2 Dieser Witterungseinfluss (KINDall) kann an der aus den additiv verknüpften Summanden zusammengesetzten WISF (Witterungsindexsummenformel) leicht nachvollziehbar und nach biologisch plausiblen Argumenten abgelesen werden; die Einflüsse sind dabei jahresweise getrennt und nach positiver und negativer (aber "positivierter") Korrelation zum Fruchtindex ausdrückt. Für den Zeitraum 1989 bis 2001 konnte die Fruchtindexkurve mit der Witterungsfaktorengesamtindexkurve (KINDall) nahe zu 100% korreliert werden (r¬ = 0,99). Dadurch sind auch Fruktifikationskalkulationen allein anhand von Witterungsparametern (N, T, SSD) retrospektiv möglich. 5.3 Den größten Einfluss (0,77 > r¬ < 0,91) auf die Blütenbildung haben die Strahlung R, Sonnenscheindauer SDD und Temperatur T allein in den Monaten Juli und September des Vorvorjahres x-2 (P-periode). Höchstwahrscheinlich werden hier die Knospenmeristeme in gemischte Knospenprimordien bei Minimierung bzw. reine Triebprimordien bei Maximierung dieser Witterungswerte induziert (Induktionsphase). 5.4 Für die gemischte Knospenentwicklung (Blütenknospen) im Jahr x-1 (K-periode) und ihrer Entfaltung im Jahr x (T-periode) sind R, SSD und T in den Monaten September und Oktober des Vorjahres x-1 bedeutsam. Sie sind zur Fruchtbildung positiv korreliert (0,43 < r¬ < 0,53) und fördern vornehmlich die Reservestoffbildung (Blütenknospenentwicklungs- und Speicherstoffbildungsphase). 5.5 Aus den Witterungs-Fruktifikationsbeziehungen wurden Fuktifikationsmodelle mit einer sehr hohen Bestimmtheit (r¬ > 0,98) entwickelt. 5.6 Aus einer retrospektiven Kalkulation ließ sich aufzeigen, dass starke Fruktifikationen der Buche in den letzten 15 - 20 Jahren vermehrt und intensiver aufgetreten sind als in den davor liegenden drei Jahrzehnten (Abb. 4b). 5.7 Für den Standort Zierenberg Abteilung 38A und für den Level I-flächen in hessen wurden auf der Grundlage der brechneten Fruktifikationsmodelle mit ein- oder zweijähriger Vorausschau Prognosemodelle mit hoher Bestimmtheit (r¬ > 0,93) entwickelt. Somit sind aus den Witterungsdaten eines Jahres x Fruktifikationsprognosen für die Jahre x+1 und x+2 möglich. 5.8 Die aus den beiden Modellen abgeleitete Fruktifikationsprognose für das Jahr 2002 zeigte gute Übereinstimmung mit der von der Versuchsanstalt erfassten Fruktifikation.