Mit Blick auf die Ansprüche und die Herausforderungen der Forstwissenschaft, sich sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen zu öffnen, war es das Ziel, einen neueren sozialwissenschaftlichen Ansatz vorzustellen und die methodische Umsetzung an einem Beispiel zu illustrieren. Dazu wurden theoretische und methodische Aspekte von Diskursanalysen angesprochen. Eine Untersuchung zur venezolanischen Forstpolitik lieferte die Grundlage, die theoretischen Überlegungen zu veranschaulichen. Interviewpassagen wurden hierfür angeführt, interpretiert und letzten Endes eine story line der Waldnutzung in Venezuela rekonstruiert. Ohne den breiteren Kontext heranzuziehen, in den die hier vorgestellte story line eingebettet ist, können doch einige Schlüsse gezogen werden, die über methodische Aspekte hinausweisen. Die hier vorgestellte story line zeigt, wie Konzessionen mit hohem Einsatz an technischem Know-how und Kapital als einzig sinnvolle Nutzungsform von Wäldern gesehen werden. Die wenigen Alternativen in den Diskursen zur Konzessionswirtschaft dienen als argumentative Gegenhorizonte. Diese Alternativen werden als primitiv und rückschrittlich definiert und ziehen scheinbar die Zerstörung der Wälder zwingend nach sich. Die kleinflächige Bewirtschaftung von Bauern- oder Genossenschaftswald kommt daher nicht in Betracht. Die einzige Möglichkeit, etwaigen Ansprüchen von Campesinos zu begegnen, besteht demzufolge darin, die Flächen zur Rodung abzutreten d.h. ihre Zerstörung billigend in Kauf zu nehmen - das bestätigt den unterstellten Antagonismus Wald-Bauern automatisch - oder aber Dampesinos in die industrielle und großmaßstäbige Plantagenwirtschat als billige Arbeitskräfte zu integrieren. Die story line lässt nur eine Integration der Wälder als Ressourcen in Modernisierungsprojekten unter der Kontrolle von Experten zu. Das schafft Legitimation für bestimmte Prozesse und delegitimiert mögliche Alternativen, sofern sie nicht von vornherein ausgeblendet bleiben.