Nachbarschaftsbezogene Analyse der Kronenraumbesetzung von Esche, Hainbuche und Winterlinde in einem artenreichen Laubmischwald (Nationalpark Hainich, Thüringen)
In einem artenreichen Laubmischwald wurden Untersuchungen zur Kronendimension der koexistierenden Arten Esche (Es), Hainbuche (Hbu) und Winterlinde (WLi) (Baumalter 80-100 Jahre) durchgeführt. Ziel war es zu prüfen (i) wie sich die untersuchten Baumarten hinsichtlich ihrer Kronenform unterscheiden, (ii) inwiefern die Kronenform von der Artzugehörigkeit der Nachbarn beeinflusst wird und (iii) ob sich aus der Analyse der Besetzung des Kronenraums Rückschlüsse auf die Konkurrenzstärke der Arten im Bestand ziehen lassen. Auf 17 target-neighbour-plots wurden sowohl die horizontale Kronenausdehnung (Kronenprojektionsfläche) als auch die vertikale Kronendimension (Kronenlänge, Höhe der maximalen Kronenausdehung) erfasst. Bei der Kronenablotung wurde zusätzlich zur expositionsorientierten Acht-Punkt-Projektion die Ausdehnung eines Baumes in Richtung des Stammes eines Nachbarbaums vermessen. Die Ergebnisse zeigen, dass die artspezifische Kronenform in diesem Bestand deutlich von der Artzugehörigkeit der Nachbarbäume beeinflusst wird. Esche und Hainbuche wiesen in artgleichen Kombinationen signifikant geringere Kronenausladungen auf als in Nachbarschaft zu einer anderen Baumart. Vor allem die Winterlinde wies mit beiden anderen Arten große Überlappungsbereiche im Kronenraum auf. In Nachbarschaft zur Esche nahm sie den Zwischenstammbereich fast gänzlich ein (96% des Stammabstands). In Nachbarschaft zur Hainbuche zeigte die Winterlinde dagegen eine (nicht signifikante) Verringerung der Kronenausdehnungen im Vergleich zu artgleichen Nachbarn. In den drei gemischten Paarkombinationen ergaben sich folgende Asymmetrien in der Kronenausdehnung: Hbu > WLi, Hbu > Es, WLi > Es. Die gefundenen stark asymmetrischen Muster in der horizontalen Kronenausdehnung haben zumindest in den letzten 40 Jahren nicht zum Ausschluss von Individuen einer Art im Bestand geführt. Wir vermuten, dass die Wirkung asymmetrischer Konkurrenz durch vertikale Aufteilung des Kronenraums effektiv verringert wird und Koexistenz erleichtert.