Entstehen durch Flussrenaturierung neue Primärhabitate? : Bestandsentwicklung ausgewählter Vogelarten nach dem Wiederzulassen dynamischer Prozesse am Main
Am Obermain (Bayern) wird zum erstenmal in Deutschland großflächig Fließgewässerrenaturierung mit dem gleichzeitigen Schutz dynamischer Fließgewässerprozesse gekoppelt. Anhand der Bestandesentwicklung von typischen Vogelarten des Lebensraumes Fließgewässer und Auen (Flussregenpfeifer Charadrius dubius, Flussuferläufer Actitis hypoleucos, Blaukehlchen Luscinia svercica, Rohrammer Emberiza schoeniclus, Eisvogel Alcedo atthis), einer Sukzessionsstudie mit Strukturkartierung und einer Verschneidung dieser Daten über die Zeit werden Aussagen über die künftige Entwicklung dieses Habitats angestrengt. Während der Jahre 1999 bis 2001 wurden 14 von insgesamt 21 Renaturierungsflächen in die Untersuchungen einbezogen. Der Anstieg der Bestandszahlen aller fünf Arten und deren Brutvorkommen oft in unmittelbarer Nachbarschaft kann als Zeichen eines intakten Primärhabitats gewertet werden, welches nur unter den Bedingungen dynamischer Prozesse entstanden ist und dauerhaft nur dadurch intakt bleiben kann. Diese Voraussetzungen scheinen am Obermain wegen seiner geringen Staubeeinflussung und seiner noch hohen Durchgängigkeit gegeben. Von Seiten des Naturschutzes ist besonders die dynamische Entwicklung der wieder großflächig vorhandenen Kiesstrukturen von besonderem Interesse. Es wird weiterhin gezeigt und diskutiert, welchen Einfluss anthropogene Störungen auf diesen Lebensraum haben. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen könnten Signalwirkung für weitere Fließgewässerrenaturierungen nach dem Vorbild "Obermain" besitzen.
116.7 (Besondere Maßnahmen zur Regulierung und Instandhaltung von Wasserläufen) 907.13 (Schutz von Wild und Vögeln, Schutzgebiete usw.) 148.2 (Aves (Vögel)) [430] (Deutschland, 1990-)