Viele heimische Arten fanden in unserer ehemals reich gegliederten Kulturlandschaft optimale Lebensbedingungen. Dies trifft auch für den Baumweißling zu, der bis fast in die Mitte des letzten Jahrhunderts als "allenthalben sehr gemein" galt, was soviel bedeutet wie sehr häufig und weit verbreitet. Gefürchtet war seine Neigung zur Massenvermehrung, die immer wieder in Obstbaumbeständen erhebliche Schäden verursachte. Heute ist der Baumweißling - wie viele Arten der ehemaligen Kulturlandschaft - sehr selten geworden. In vielen Bereichen ist er bereits ganz verschwunden. Regelmäßig, wenn auch nicht häufig, gibt es ihn noch in voralpinen Mooren und in den Alpen, also in Gebieten, die eher Randzonen seiner Verbreitung zu sein scheinen. In diesen "naturnahen" Räumen hat er ganz offensichtlich ein Refugium gefunden. Allerdings scheint er sich von hier nicht auszubreiten. Er hat selbst erreichbare und ehemals besetzte Gebiete mit en "eigentlichen" Habitatstrukturen des Baumweißlings nicht wiederbesiedelt, zumindest nicht in den letzten Jahrzehnten. Diese Phänomen wirft viele Fragen auf, die hier nur angesprochen, aber nicht beantwortet werden können.