In den letzten 15 Jahren haben Füchse Agglomerationen und Städte der Schweiz besiedelt und dort teilweise erstaunliche Populationsdichten erreicht. Häufig scheinen Stadtfüchse den Menschen gegenüber weniger scheu zu sein als Füchse auf dem Land. Es stellt sich die Frage, wie die Bevölkerung auf diese neue Situation reagiert. Untersuchungen zur Rückkehr der grossen Raubtiere in die Schweiz haben gezeigt, dass die Akzeptanz der Bevölkerung dort grösser ist, wo die Grossraubtiere fehlen und dass sie in Gebieten, wo die Raubtiere neu auftreten, tiefer liegt. In der vorliegenden Arbeit prüfen wir diesen Zusammenhang bezüglich der Stadtfüchse. Die Analyse basiert auf den folgenden drei Umfragen: 1) einer gesamtschweizerisch repräsentativen telefonischen Telebus-Umfrage im Januar 1998 (n = 504), 2) einer schriftlichen Befragung der Haushalte in einem Stadteil von Zürich mit vielen Stadtfüchsen (n = 573) und 3) einer schriftlichen Befragung von Schrebergärtnern im selben Quartier (n = 147) im Frühjahr 1999. Bei der gesamtschweizerischen Telebus-Umfrage hat sich eine deutliche Mehrheit von 60% gegen Füchse in der Stadt ausgesprochen. Im Zürcher Stadtquartier mit vielen Füchsen haben sich nur 40% gegen die Füchse ausgesprochen, von einer knappen Mehrheit (52%) wurden sie befürwortet, während sich die Schrebergärtner im selben Quartier mit 70% stark gegen die Füchse aussprachen. Gesamtschweizerisch war eine negative Einstellung gegenüber Stadtfüchsen häufiger in grossen Haushalten, bei Eltern, bei Frauen, bei älteren Personen und in Dörfern und kleinen Siedlungen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass von den Stadtfüchsen ausgehende negative Auswirkungen für die Kinder befürchtet wurden, z.B. die Übertragung von Zoonosen wie dem Kleinen Fuchsbandwurm. Im Zürcher Stadtquartier haben 72% der Befragten schon Füchse gesehen. Keiner der Faktoren "Beobachtung von Füchsen", "Verluste von Haustieren" oder "Füttern von wildtieren oder Vögeln" trug jedoch zur Erklärung der Einstellung gegenüber Stadtfüchsen bei. Mehr als die Hälfte der Schrebergärtner (55%) haben Schäden durch Füchse angegeben. Dieser Faktor zeigte in einer multiplen Klassifikationsanalyse einen signifikant negativen Einfluss auf die Akzeptanz der Schrebergärtner gegenüber Stadtfüchsen. Die Hypothese, wonach Personen durch einen engeren Kontakt zu Füchsen von diesen stärker betroffen sind und deshalb diesen gegenüber eine negativere Haltung haben, trifft für die Bewohner des Stadtquartieres im Vergleich mit den gesamtschweizerischen Ergebnissen nicht zu, wohl aber für die Schrebergärtner. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass bezüglich der Stadtfüchse die Präsenz und Wahrnehmung eines neuen Raubtiers alleine nicht unbedingt mit einer ablehnenden Haltung verbunden ist, sondern dass erste eine direkte Betroffenheit durch das regelmässige Auftreten von Schäden oder Problemen zu einer negativen Einstellung führt.