Norwegen hat sich verpflichtet, lebensfähige Populationen der Grossraubtiere wiederherzustellen und zu erhalten. Bär, Wolf, Luchs und Vielfrass sind heutzutage in Norwegen heimisch, wenn auch nicht alle mit ausreichender Verbreitung Dichte. Die Rückkehr der Grossraubtiere hat sich in den letzten Jahren zu einem polarisierenden Konflikt entwickelt. Die Politik der denzentralisierten Besiedlung, der subventionierten Agrarwirtschaft und der Nutzung von Randzonen, sowie die Freude am Naturerlebnis führen zu einer hohen Begegnungsrate und einem zunehmenden Interessenskonflikt zwischen Mensch und Raubtier in Norwegen. Besonders Schafzucht und Rentierhaltung sind von dem Konflikt betroffen. Wir haben die menschliche Dimension dieses Konfliktes analysiert, indem wir Befragungsstudien von unterschiedlichen Regionen und Jahren miteinander verglichen haben. Dabei stellten wir fest, dass die Raubtierakzeptanz in der norwegischen Bevölkerung während der vergangenen 12 Jahren stark zugenommen hat. Die Bezahlungsbereitschaft für das Erhalten von Grossraubtieren übersteigt bei weitem die effektiven Kosten der Haustierschäden, der Schadenvermeidungsmassnahmen und der damit verbundenen Verwaltungskosten. Aufgrund eines Modells über Zusammenhänge zwischen Raubtierakzeptanz, Furcht und Wiederbesiedlung machen wir drei Voraussagen: 1) Solange die Wiederbesiedlung durch Grossraubtiere wenig wahrscheinlich ist, gibt es nur wenige negative Stimmen. Mit dem Näherkommen der Raubtiere steigt die negative Haltung und erreicht ein Maximum mit der Ankunft der ersten Individuen. Mit der folgenden Erfahrung sinkt die negative Haltung und erreicht schlussendlich ein Niveau, das tiefer liegt als bei der Ausgangssituation. 2) Die Furcht vor Bär und Wolf scheint gross zu sein, solange keine Erfahrung mit den beiden Grossraubtieren besteht, nimmt aber nach deren Etablierung ab. 3) Der Anteil der Leute, die Furcht signalisieren, liegt höher als der Anteil der Leute mit negativer Haltung vor und nach Ankunft der Grossraubtiere. Dies bedeutet, dass auch Leute, die sich vor den Grossraubtieren fürchten, deren Präsenz akzeptieren. Furcht scheint also kein direktes Mass für Raubtierakzeptanz zu sein. Die Amplitude des Konflikts kann für eine erfolgreiche Wiederbesiedlung ausschlaggebend sein. Aufgrund der Norwegischen Erfahrungen stufen wir Forschung und Monitoring der biologischen und der menschlichen Dimension als sehr bedeutungsvoll ein. Besonders wichtig ist der frühzeitige Einsatz von konfliktdämpfenden und akzeptanzfördernden Massnahmen.