Die Marktgemeinde Bezau im Bregenzerwald bezieht ihr Trinkwasser aus zwei Quellen am Fuß des Gebirgszuges der Winterstaude. Die Wasserqualität der ersten Quelle ist zwar meist gut, in niederschlagsarmen Zeiten liefert sie aber zu wenig Wasser. In diesem Fall wird zusätzliches Trinkwasser aus einer zweiten Quelle entnommen. Diese schüttet zwar immer genügend Wasser, das aber häufig mikrobiell belastet ist und daher gefiltert und eintkeimt werden muss, bevor es ins Leitungsnetz eingespeist werden kann. Eine dritte Quelle wird bisher noch nicht zur Trinkwassergewinnung verwendet, wird aber als mögliche Ergänzung oder Alternative zu den bisherigen Quellen angesehen. Für die Marktgemeinde Bezau sollte daher ein nachhaltiges Konzept zum Schutz der genutzten und nutzbaren Trinkwasserquellen erarbeitet werden. Um aber eine Quelle zu schützen, muss ihr Einzugsgebiet ermittelt werden - und das ist in Gebieten mit komplizierten geologischen Verhältnissen gar nicht so einfach. Daher wurde ein umfangreiches hydrogeologisches Untersuchungsprogramm ins Leben gerufen. Zunächst wurde der Gebirgszug der Winterstaude und die angrenzenden Höhenrücken detailliert geologisch kartiert. Das Gebiet gehört zur Vorarlberger Säntis-Decke und wird von gefalteten Kalksteinen und Mergeln aus der Kreidezeit aufgebaut. Die beiden Kalkstein-Formationen sind verkarstet und können daher Grundwasser aufnehmen, speichern und weiterleiten. Die Mergel wirken dagegen als Grundwasserstauer unter, zwischen und lokal auch über den beiden Karstgrundwasserleitern. Das Gewässernetz und alle Quellen wurden bei unterschiedlichen hydrologischen Bedingungen beobachtet, die Abflüsse und Schüttungen wurden regelmäßig gemessen, und in Wasserproben wurden alle Inhaltsstoffe analysiert. Durch die geologischen und hydrologischen Voruntersuchungen konnte bereits eine Modellvorstellung über die Einzugsgebiete der Quellen und die unterirdischen Fließwege entwickelt werden. Um diese zu überprüfen, wurde ein kombinierter Markierungsversuch durchgeführt. Dabei wurden an sieben Stellen verschiedene Fluoreszenzfarbstoffe (Tracer) eingegeben und an allen Quellen wurden regelmäßig Proben entnommen, um einen möglichen Durchgang dier Tracer zu erfassen. Durch den Markierungsversuch konnte bewiesen werden, dass die erste genutzte Quelle versickerndes Oberflächenwasser aus einem angrenzenden Bach fördert, die zweite Quelle dagegen Grundwasser aus den beiden verkarsteten Kalkstein-Formationen erhält, und die dritte, noch nicht genutzte Quelle aus den Sanden und Kiesen im Bezauer Talraum gespeist wird. Ein direkter Einfluss einzelner Schadstoffeinträge auf die Trinkwasserquellen konnte nachgewiesen werden. Durch den Markierungsversuch konnte auch der Zusammenhang zwischen Falterbau und Karstentwässerung charakterisiert werden: Die Tiefenlinien der abtauchenden Synklinalen (Faltenmulden) sind die wichtigsten Fließwege, während die Antiklinalen (Faltensättel) lokale Wasserscheiden bilden. Um innerhalb der Einzugsgebiete der Quellen eine weitere Differenzierung vornehmen zu können, wurde die Vulnerabilität (Verletzlichkeit) des Grundwassers gegenüber Schadstoffeinträgen kartiert. Auf diesen Grundlagen konnten konkrete Vorschläge für die Ausweisung von Trinkwasserschutzzonen formuliert werden.