Der Marderhund, ein in Deutschland bisher wenig erforschter Neubürger, gelangt durch seinen extremen Populationsanstieg in den letzten Jahren immer mehr ins Blickfeld vieler Jäger, Förster und Naturschützer. Ein 1999 in Mecklenburg-Vorpommern gestartetes Forschungsprojekt soll dazu beitragen, einige der vielen offenen Fragen zur Biologie und Ökologie der Art zu klären. Basierend auf drei methodischen Komplexen (Jagdstrecken-/Todfundanalyse, Verhaltensbeobachtungen and Gehegetieren, Telemetriestudien) steht die Analyse der Populationsentwicklung, Ausbreitungsdynamik, Raumnutzung, Nahrungsökologie, Sozialstruktur und die Effizienz verschiedener Bejagungsmethoden im Mittelpunkt. Wie die Jagdstrecken belegen, ist das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern inzwischen vom Marderhund besiedelt. Allerdings besteht entsprechend der Ausbreitungsrichtung ein deutliches Populationsdichtegefälle von östlichen zu westlichen Landesteilen. Dabei scheint das Populationsdichtenmaximum noch nicht erreicht. Auch in den nächsten Jahren ist mit einem Anstieg der Bestandesdichten zu rechnen. Die ersten Ergebnisse zur Raumnutzung zeigen, dass etablierte Marderhunde mit durchschnittlich 700 ha ähnlich große Aktionsräume nutzen, wie in den bereits dichter besiedelten finnischen Untersuchungsgebieten. Die meisten telemetrierten adulten Tiere waren fest verpaart und beliefen ihren Aktionsraum gemeinsam. Rüden- und Fähenaktionsräume von Marderhundepaaaren überlappten fast vollständig. Aber auch die Home-Ranges benachbarter Paare oder Einzeltiere überdeckten sehr stark und die Welpenaufzuchtsgebiete benachbarter Paare lagen z.T. in den Überlappungszonen sehr nah beieinander. Die Daten lassen auf eine wenig ausgeprägte Territorialität von Nyctereutes procyonoides schließen. Bei fast allen telemetrierten Tieren wurden deutliche saisonale Veränderungen in der Größe der Aktionsräume beobachtet. Die größten Räume beliefen die Marderhunde im Sommer und Herbst. Im Winter wurde eine starke Verkleinerung registriert.