Wipfelwachstum von Altbuchen (Fagus sylvatica (L.) auf einem Kalkstandort (Göttingen/Södderich) in Abhängigkeit von der Witterung : II. Steuerung des Zuwachses durch die Witterung
Auf einem Muschelkalkstandort im Göttinger Wald wurde der jährliche Höhen- und Radialzuwachs kombiniert an Wipfeln und in der oberen Kronenhälfte von 130-jährigen vorherrschenden Buchen (BHD > 60 cm) gemessen und zu den Witterungsdaten der Klimastation Göttingen in Beziehung gesetzt. Aus den Zuwachsuntersuchungen sind für diesen Standort folgende neue Erkenntnisse bedeutsam. - Höhen- und Radialzuwachs werden entscheidend durch die Witterungsfaktoren des Vorjahres gesteuert (Tab. 2,3). Beim Höhenwachstum spielt neben der Knospenperiode (Vorjahr) auch noch die Primordiumperiode (Vorvorjahr) eine Rolle. Als dominierende Einflussfaktoren konnten - die Niederschlagssummen, die Juli-Temperatur, die Sonnenscheindauer und relative Luftfeuchtigkeit festgestellt werden. Globalstrahlung und Wasserdampfsättigungsdefizit bringen dann in der Regel keine verbesserte Beziehung. - Von Bedeutung ist, dass die Witterungsfaktoren des laufenden Jahres unter den gegebenen Standortsbedingungen am Söddrich keinen oder nur einen untergeordneten Einfluss (Radialzuwachs) auf den laufenden Zuwachs erkennen ließen. - Die KINDs bezüglich der Sonnenscheindauer, Globalstrahlung, Temperatur und Wasserdampfsättigungdefizit sind mit den Zuwächsen negativ korreliert. - Durch Bildung von aus den Einzelwitterungsfaktoren (KIND) additiv bzw. multiplikativ zusammengesetzten Witterungsindices (KINDall) konnten sowohl über einen 30- als auch 20jährigen Beobachtungszeitraum sehr straffe Korrelationen zu den einzelnen Zuwachskurven (Höhenzuwachs der Wipfel (R¬ = 0,88). Radialzuwachs der Wipfelbasischeiben (R¬ = 0,78), Produktzuwachs aus Höhen- und Radialzuwachs der Wipfel (R¬ = 0,84), Radialzuwachs von Stämmlingsscheiben (R¬ = 0,92) herausgearbeitet werden. - Damit ist der Zuwachs weitgehend aus der Witterung, hauptsächlich des Vorjahres, prädeterminiert und somit gut prognostizier- und modellierbar. - In Bezug auf den mittleren Klimaindex (Mittelwert aus den KINDs des Höhenzuwachses und der Radialzuwächse der Wipfel- und Stämmlingsscheiben) wird der Vitalitätszustand bzw. die Schadensentwicklung der Buchen seit 1984 diskutiert. Danach zeichnet die Schadensentwicklung der Buche in Niedersachsen den KIND von Göttingen verblüffend ähnlich nach.