Die Almwirtschaft zählt zu den ältesten Wirtschaftssystemen in den europäischen Alpenländern und ist als ein integraler Bestandteil der Berglandwirtschaft von zentraler raumstruktureller, sozioökonomischer und ökologischer Bedeutung im Berggebiet. Aus landschaftlich-ökologischer Sicht bewirkt die flächendeckende Almbewirtschaftung das charakteristische, strukturreiche Mosaik der alpinen Kulturlandschaft und ermöglicht die Ausbildung einer enormen Vielfalt an Lebensräumen und Arten. In der vorliegenden Laureatsarbeit wurde untersucht, welchen Einfluss der Komplex der abiotischen Standortfaktoren - insbesondere des bodenchemischen Zustandes - und die Nutzung durch Weidetiere auf die floristische Diversität von homogenen Pflanzenbeständen im Almbereich ausüben. Die 57 untersuchten Almflächen befinden sich im Nationalpark Gesäuse (Steiermark, Österreich) und decken ein sehr breites ökologisches und somit floristisches Spektrum. Die vegetationskundlichen Aufnahmen wurden im Jahre 2005 nach der BRAUNBLANQUET-Methode (1964) durchgeführt, die bodenchemischen Analysemethoden richteten sich nach der jeweiligen ÖNORM. Die Laureatsarbeit stützt sich auf ein Teilprojekt des ALTERNet Research Network und resultiert aus der Zusammenarbeit zwischen der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft (kurz HBLFA) Raumberg-Gumpenstein und dem Nationalpark Gesäuse. Stoffzustand der untersuchten Böden Die untersuchten Gebirgsböden können in Bezug auf ihren Stoffzustand nach den folgenden Gruppen unterschieden werden: - Stark versauerte Gebirgsböden im Al- und Fe-Pufferbereich (pH CaCl2 < 4,2) sind durch eine relativ niedrige Basensättigung, effektive Kationenaustauschkapazität und elektrische Leitfähigkeit charakterisiert. Auf Grund der disharmonischen Stoffzusammensetzung im Boden (relativer Mg- und Ca-Mangel, relativer Al-, K- und Na-Überschuss) sind Pflanzen einem ausgeprägten Nährstoff- und Säurestress ausgesetzt. Daraus resultiert eine starke Hemmung des Pflanzenwachstums. Nur calcifuge Pflanzenarten tolerieren das unausgewogene Stoffangebot imBoden.- Basische Gebirgsböden im Carbonat-Pufferbereich (pH CaCl2 > 6,2) sind durch eine relativ hohe Basensättigung, effektive Kationenaustauschkapazität und elektrische Leitfähigkeit charakterisiert. Der Oberboden weist einen absoluten und relativen Ca-Überschuss sowie einen komplementären relativen Alkali-Mangel auf. Das Pflanzenwachstum wird auf Grund der starken
individuellen Stoffdiskriminierung (ausgeprägter Ca-induzierter selektiver Nährstoffmangel) gleichfalls gehemmt. Nur calcicole Pflanzenarten tolerieren das unausgewogene Stoffangebot im Boden. - Gebirgsböden im Silikat-Pufferbereich (pH CaCl2 zwischen 6,2 und 5,0) sowie im Austauscher-Pufferbereich (pH CaCl2 zwischen 5,0 und 4,2) sind in der Regel durch eine harmonische Stoffzusammensetzung in der Boden-Sättigungslösung charakterisiert. Es gibt keinen (oder einen geringeren) Nährstoff- und Säurestress für die Pflanzen, weshalb calcicole und calcifuge Pflanzen koexistieren können.