Spatio-Temporal Patterns of Biodiversity and their Drivers - Method Development and Application : Der Einfluss der Art der Störung auf das Spektrum der Pflanzenarten und die Waldstruktur, eine vegetationskundliche Analyse : Dissertation, Universität Bayreuth , Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften
Landnutzungsveränderungen und Klimawandel führen weltweit zu einer rapiden Veränderung von Landschaften und Ökosystemen. Es werden dringend standardisierte und vergleichbare Daten benötigt, um den damit einhergehenden Verlust von Biodiversität zu erfassen. Daher ist es überaus wichtig, Methoden für eine umfassende Erfassung und Bewertung von Biodiversität zur Verfügung zu stellen. Aufgrund der Geschwindigkeit des Biodiversitätsverlustes sollten diese ebenso repräsentativ wie pragmatisch sein. Wenn Biodiversität auf Landschaftsebene verloren geht, müssen Aufnahmen häufig wiederholt werden, um diese Veränderungen erfassen und analysieren zu können. Das Hauptziel dieser Arbeit ist die Entwicklung und Evaluierung räumlich expliziter, übertragbarer Methoden zur Erfassung und Analyse pflanzlicher Vielfalt. Dies schließt Artenreichtum ebenso ein wie die räumliche und zeitliche Heterogenität der Artenzusammensetzung. Die konzeptionelle Erarbeitung einer Methodik sowie ihre Anwendung zur Untersuchung ökologischer Fragestellungen bilden die zwei Schwerpunkte dieser Arbeit. Eine Bewertung der bestehenden Terminologie zur biologischen Vielfalt - insbesondere bezüglich des Begriffes beta-Diversität - macht deutlich, dass eine Vielzahl konkurrierender Konzepte existiert. Diese Fülle an Definitionen verhindert die Anwendung sowie den wissenschaftlichen Fortschritt. Daher wird eine neue Terminologie vorgeschlagen, welche - im Gegensatz zu Whittakers Konzept der Vielfalt (mit den Begriffen alpha-, gamma- und beta-Diversität) - klarere Begriffe zur Verfügung stellt (Erfassungs-, Unterscheidungs- und Verhältnis-Diversität). Sie ermöglicht eine direktere Erfassung der zugrunde liegenden ökologischen Phänomene und Fragestellungen was wiederum eine effiziente Strukturierung zukünftiger Forschung und Diskussionen ermöglicht. Räumliche Muster der Vielfalt können am ehesten mit systematischem Sampling erfasst werden. Allerdings sind rektanguläre Raster - wie sie bisher angewendet worden - nicht unproblematisch. Einerseits wird dabei die Veränderung der Ähnlichkeit von Erfassungsflächen mit der Entfernung zwischen ihnen nicht berücksichtigt. Andererseits ergeben sich uneindeutige Ähnlichkeitswerte. Daher wird das systematische Sampling in hierarchisch geschachtelten, equidistanten Rasterflächen vorgeschlagen. Es scheint eine geeignete Methode zur Untersuchung räumlicher Muster in der Vegetation zu sein.
Zur Analyse von Vielfaltsmustern wird ein neuer Koeffizient der Multi-Plot-Diversität vorgestellt. Zum ersten Mal ist damit die simultane Berechnung der Ähnlichkeit zwischen einer und mehreren Erfassungsflächen unter Berücksichtigung der Identitäten der Arten auf allen betrachteten Flächen möglich. Er erlaubt eine bessere Darstellung von Gradienten der Artenzusammensetzung und Hotspots der Artenvielfalt als andere getestete Indizes. Damit stellt dieser Koeffizient ein viel versprechendes Werkzeug für die ökologische Forschung als auch für Naturschutzplanung und -monitoring bereit. Das entwickelte equidistante Erfassungsraster wurde in einer Fallstudie in Nordost-Marokko angewendet, um räumliche Muster der Biodiversität und die sie bestimmenden Faktoren zu untersuchen. Das geschachtelte Raster mit hexagonalen Aufnahmeflächen ermöglicht eine detaillierte Bewertung verschiedenster Apekte der biotischen Vielfalt auf Landschaftsebene. Störungen stellen einen wichtigen Einflussfaktor in Bezug auf räumliche Muster der Artenverteilung dar. Allerdings ist das langfristige Störungsregime von noch stärkerer Bedeutung. Es manifestiert sich in der Vegetationsstruktur der Baum- und Strauchschicht. Am bedeutsamsten ist jedoch die Feststellung, dass die Beziehungen zwischen räumlichen Mustern der Biodiversität und den sie bestimmenden Einflussfaktoren erheblich mit der Maßstabsebene auf der sie erfasst werden schwanken. Sie zeigen keine Stationarität im statistischen Sinne. Für die ökologische Forschung ist dies eine bedeutende Feststellung. Wenn die Beziehungen zwischen Mustern und den sie bestimmenden Prozessen untersucht werden, muss die Erfassungsmethode dem Rechnung tragen und die Untersuchung von maßstabsabhängigen Varationen der Beziehungen zwischen Umweltvariablen ermöglichen. Teile der für die Analyse von multiplen Untersuchungsflächen entwickelten Methodik wurden auf einen Vegetationsdatensatz von Alpengipfeln im Bernina-Gebiet (Schweiz) angewendet. Dabei wurde untersucht, ob das klimabedingte Aufwärtswandern von Arten zu einer Homogenisierung der Artenzusammensetzung auf diesen Gipfeln führt. Die Analyse zeigt, dass dies tatsächlich der Fall ist: Die Zunahme der Artenvielfalt auf den Bergspitzen geht mit einer Abnahme der Unterschiedlichkeit zwischen ihnen einher. Im Kontext der vorliegenden Arbeit ist festzustellen, dass das Heterogenitätskonzept eine interessante Möglichkeit für die Bewertung aktueller ökologischer Fragestellungen sowie für die Naturschutzplanung darstellt.