Eigenschaften und Verwendung des Holzes der Europäischen Lärche (Larix decidua Mill.) unter besonderer Berücksichtigung des Reaktionsholzes : Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften
Aufgrund der Altersstruktur der Lärchenbestände in den Mittelgebirgen Deutschlands steht in den kommenden Jahren ein zunehmendes Potenzial an Rundholz dieser Baumart für die Vermarktung zur Verfügung. Sowohl auf der Anbieterseite als auch auf der Seite der Abnehmer herrscht Unsicherheit über die Eigenschaften und die Qualität dieser Ressource. Vor allem im Bausektor lässt sich eine hohe Nachfrage nach diesem in seinen Herkunftsregionen seit Jahrhunderten vielfach bewährten Rohstoff feststellen. Andererseits jedoch besteht der Vorwurf einer mangelnden Qualität von Lärchenholz, das nicht aus dem natürlichen Verbreitungsgebiet stammt. Die Landesforstverwaltungen der Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz unterstützten als wichtige Anbieter dieser Holzart das Vorhaben, die Eigenschaften und die Qualität ihres Produktes Lärche im Warenlager Wald näher zu untersuchen, um die Vermarktung von Lärchenholz vor dem Hintergrund der hohen Nachfrage, der positiven Holzeigenschaften und des hohen ökologischen Potenzials (Verzicht auf Imprägnierung bei Außenverwendung) mit Hilfe von gezielten Produktinformationen zu fördern. Trotz der hohen Bedeutung der Holzart Lärche beispielsweise für Verwendungen im Holzbau und im Außenbereich liegen wenige wissenschaftliche Studien über die technologischen Eigenschaften dieser Holzart vor. Vor allem das Holz aus hiesigen Lärchenanbauten ist nur wenig untersucht worden. Es fehlen auch praxisorientierte Untersuchungen und Erfahrungsberichte über die Be- und Verarbeitung dieser Holzart. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die Holzart Lärche am Beispiel einiger Bestände aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu charakterisieren. Die Erfahrungen von Betrieben der holzbe- und -verarbeitenden Industrie in Deutschland sollen dabei mit berücksichtigt werden, um praxisrelevante Ansatzpunkte für eine wirksame Unterstützung des Lärchenholzabsatzes formulieren zu können. Dafür wurde ein zweistufiges Vorgehen gewählt: In einem ersten Schritt wurden Betriebe zu ihren Erfahrungen mit dem Rohstoff Lärche befragt. Die Ergebnisse der empirischen Umfrage gaben Hinweise auf wichtige Problemfelder im Umgang mit dieser Holzart und ermöglichten eine zielorientierte Konzeption des zweiten Schrittes, der holzkundlichen Untersuchung. 206 Die Umfrage umfasste insgesamt 243 Unternehmen, die verschiedenen Stufen der Holzbe- und -verarbeitungskette angehören. Es wurden Sägewerke, Holzbaubetriebe sowie Fenster- und Türenbaubetriebe befragt. Die Ergebnisse der Befragungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Ein hoher Anteil des im Sägewerk erzeugten Schnittholzes wird zu eher minderwertigen Produkten verarbeitet. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Lärchen-Schnittholz für die Herstellung hochwertiger Produkte kann derzeit nicht befriedigt werden. Alle drei befragten Gruppen stellen fest, dass der Bedarf an Lärchenholz aufgrund der Vorteile dieser Holzart und einer zu erwartenden Expansion des Holzbaus gegenüber dem Massivbau in Zukunft noch weiter ansteigen wird. Auffallend ist ein stellenweise sehr geringer Kenntnisstand über lärchenholzspezifische Eigenschaften bei den Befragten, der zu unbegründeten Vorurteilen gegenüber dieser Holzart führt. Je mehr Erfahrungen die befragten Betriebe über die Verarbeitung mit Lärchenholz besitzen, desto zutreffender und einheitlicher wird das Eigenschaftsprofil der Holzart Lärche beschrieben: Wichtigste positive Eigenschaften sind danach die hohe natürliche Dauerhaftigkeit, die Struktur und die Farbe, die hohe Festigkeit sowie eine hohe Oberflächenhärte, wohingegen die Nachteile vor allem in einem hohen Harzgehalt und der Neigung des Schnittholzes zu Verwerfungen gesehen werden. Die Bedeutung des Problems der mangelnden Dimensionsstabilität von Lärchenholz steigt mit zunehmender Lärchenholzverarbeitungsmenge der Betriebe. Häufig werden die Stammform (Stammkrümmungen, Drehwuchs) und das Vorhandensein von Reaktionsholz für das spätere Verwerfen der Schnittware verantwortlich gemacht. Die Betriebe wünschen sich an diesem Punkt mehr Information sowie die Unterstützung durch entsprechende Untersuchungen. Eine fachgerechte technische Trocknung wird als ein entscheidender Faktor für die positive Beeinflussung der Holzqualität bei Lärchenschnittholz betrachtet. Nur eine geringe Anzahl der befragten Betriebe verfügt jedoch über die entsprechende Infrastruktur und Erfahrung. 207 Ein zentrales Problem entlang der Bearbeitungskette für Lärchenholz ist die Beschaffung der jeweiligen Rohstoffe beziehungsweise Vorprodukte in der erforderlichen Qualität und Dimension. Dies gilt insbesondere für die Bereitstellung des Rundholzes durch die Forstbetriebe. Aufgrund der Beschaffungsproblematik und der genannten Einschränkungen in der Qualität des hierzulande produzierten Lärchenholzes greifen insbesondere Betriebe mit hohem Wertschöpfungsgrad (Fenster- und Türenbau, Tischlereien) auf getrocknetes Lärchenschnittholz aus dem Alpenraum und aus Osteuropa (Sibirische Lärche) zurück. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die wesentlichen Probleme in der Be- und Verarbeitung von Lärchenholz nach den Ergebnissen der Umfrage in einem häufigen Auftreten von negativen Eigenschaften, insbesondere einer mangelnden Dimensionsstabilität und einem hohen Harzgehalt gesehen werden. Hinzu kommen mangelnde Erfahrungen und Kenntnisse der Akteure entlang der Bereitstellungs- und Verarbeitungskette bezüglich lärchenspezifischen Eigenschaften und deren Beeinflussbarkeit.