1998 wurde die MAB-Hemerobiesstudie fertiggestellt. In dieser Arbeit wurden von 1993 bis 1997 im gesamten Bundesgebiet Österreich die Wälder hinsichtlich ihrer Naturnähe bewertet. Da diese Studie nun mehr als zehn Jahre zurückliegt, wurde vom Lebensministerium und dem Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft in Kooperation mit E.C.O. - Institut für Ökologie und der Universität Wien eine Vorstudie zur Wiederholung und Einrichtung eines Monitoringssystems im Jahre 2008 beauftragt. Im Zuge dieser werden Probeflächen der Studie 1998 wiederholt bewertet um deren Vergleichbarkeit zu prüfen und um die methodischen Ansätze zu optimieren. In diesem Wissen bot sich ein erneutes Hemerobieprojekt, außerhalb dieser Vorstudie, an, um das damalige Bewertungssystem im Detail nochmals zu betrachten. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse können somit in die geplante Wiederholungsstudie einfließen. Da im Rahmen einer Diplomarbeit nur ein begrenztes Gebiet bewertet werden kann, wurde die vorliegende Arbeit im niederösterreichischen Anteil des Biosphärenparks Wienerwald durchgeführt. Dieser bietet sich durch die Naturschutzkategorie Biosphärenpark und durch den großen zusammenhängenden Waldbestand an. Weiters wurde die Probeflächenauswahl an das Eigentum der Österreichischen Bundesforste gebunden. In vorliegender Arbeit wurden somit jene Probeflächen, die den oben genannten Voraussetzungen entsprechen, aufgenommen. Diese Auswahl beinhaltet auch sämtliche Flächen des Untersuchungsgebietes, die bereits in der MAB-Hennerobiestudie bewertet wurden. Die gesamte Methodik, sowohl der Erhebung als auch der Bewertung der Daten, gleicht der der Studie 1998, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Arbeit beinhaltet eine vegetationsökologische Analyse, eine Naturnähebewertung von 82 Beständen sowie einen Vergleich der Ergebnisse zwischen 1998 und 2008 auf 39 Probeflächen. Ein Ergebnis stellt die vegetationsökologische Auswertung der aufgenommen Bestände dar. Da die Probeflächenauswahl an den Waldinventur-Raster gebunden war, konnten 17 Probeflächen aufgrund großer Inhomogenitäten pflanzensoziologisch nicht bearbeitet werden. Die restlichen 65 Bestände verteilen sich auf 14 Syntaxa. Der Großteil der Flächen wurde dabei als das für den Wienerwald typische Gallo odorati-Fagetum identifiziert. Aus naturschutzfachlicher Sicht besonders erwähnenswert sind die vorgefundenen primären Bestände des Seslerio-Pinetum nigrae Wagner 1941 Subassoziation typicum (WILLNER, 2007) in einer der Kernzonen des Biosphäreparks. Neben Waldaufnahmen wurden auch Schlagfluren bearbeitet. Innerhalb der Einzelflächenauswertung wurde auf 82 Flächen die Naturnähe bewertet. Als "naturnah" konnten 45,12 Prozent aller Probeflächen eingestuft werden. Einen ähnlich großen Anteil nehmen die "mäßig veränderten" Bestände mit 41,46 Prozent ein. Die Klasse der "stark veränderten" Wälder wurde nur 10,98 Prozent der Probeflächen zugeordnet. Jeweils 1,22 Prozent der Erhebungsflächen sind als "künstlich" und "natürlich" einzustufen. Die Analyse der Abweichung der aktuellen von den potentiellen Baumartenanfeilen (Soll-Ist-Vergleich von der PNWG) ergab eine Überrepräsentierung von Picea abies von 8,54 Prozent. Fagus sylvatica hingegen kommt um 15,67 Prozent aktuell weniger vor, als es ihrem potentiell natürlichen Anteil entsprechen würde. Die sekundären Vorkommen von Pinus nigra in der Thermenalpenregion spiegeln sich in einer Überrepräsentierung von 2,16 Prozent wider. Der Vergleich der Ergebnisse der MAB-Hemerobiestudie (1998) mit vorliegender Arbeit zeigte nur geringe Veränderungen in der Verteilung der Hemerobiewerte auf die Naturnähestufen an. Der Anteil der "naturnahen" Bestände konnte eine drei prozentige Erhöhung verzeichnen. Bei der Klasse der "mäßig veränderten" Bestände zeigte sich eine Abnahme um vier Prozent. Die Anteile der "künstlichen" und "natürlichen" Bestände blieben konstant. Bei den "stark veränderten" konnte jedoch eine Zunahme um zwei Prozent festgestellt werden. Dennoch konnten in einigen Hemerobiekriterien Veränderungen statistisch bewiesen werden: Sowohl die "Naturnähe der Baumartenkombination" als auch die "Naturnähe der Bodenvegetation" zeigte eine Abnahme in der Naturnähe. Auch in den Kriterien "Bestandesaufbau" und "Diversität der Baumschicht" kam es zu einer Minderung im Naturnähewert. Positiv zu bewerten ist die Steigerung der Naturnähe des Kriteriums "Nutzung". Weiters erfolgte eine detaillierte Gegenüberstellung und Analyse der Daten von 1998 und 2008. Die festgestellten Veränderungen zwischen 1998 und 2008 wurden dahingehend kritisch begutachtet, ob die Änderungen tatsächlich im Bestand erfolgten oder ob diese aufgrund von unterschiedlichen methodischen Ansätzen im Aufnahme- oder Bewertungsmodus auftraten.