Im schweizerischen Mittelland kommen häufig Fichten in Form von hochwertigen Oberständern in ehemaligen Mittelwäldern vor. Ein Auszug der ehemaligen Mittelwaldbestände und ihrer Fichtenbeimischung aus den Einrichtungswerken der nordwestlichen Teile der Kantone Thurgau und Zürich und die Kartierung der entsprechenden Fichtenvorratsanteile ergaben, daß die Mittelwaldfichten Standorte des Querceto-Carpinetum, des Acereto-Fraxinetum und des Querceto-Betuletum besiedeln, die vorwiegend innerhalb der Grenzen der letzten Vergletscherung (W ü r m) liegen. Die ursprüngliche Herkunft der Mittelwaldfichten ist noch unabgeklärt, doch bestehen keine stichhaltigen Belege gegen ein spontanes Vorkommen der Fichte in der natürlichen Holzartenzusammensetzung der jüngsten nacheiszeitlichen Waldvegetation. Nach Einmessung von Baumhöhen und Brusthöhendurchmesser wurden die Schlankheitsgrade für verschiedene Standorte bestimmt. Die Ermittlung der Mittendurchmesser von Fünftelssektionen gefällter Bäume ermöglichte die Erfassung der Vollholzigkeit der wichtigsten Stammabschnitte. Die Mittelwaldfichten weisen auf Stieleichen- und Uebergangsstandorten (Standorte des Querceto-Carpinetum aretosum und Uebergänge zum Querceto-Carpinetum luzuletosum) die günstigsten Schaftformen und die größten Baumhöhen auf. Etwas schlechtere Formen und geringere Höhen kommen auf Traubeneichenstandorten (Standorte des Querceto-Carpinetum luzuletosum) vor. Mit Abstand ungünstiger gestalten sich die Verhältnisse auf Eichen-Birkenstandorten (Standorte des Querceto-Betuletum helveticum). Mit einem Theodoliten wurden die Kronenumrisse stehender Mittelwaldfichten eingemessen. Von zwei Populationen auf verschiedenen Standorten wurden serienweise an den gleichen Bäumen die Behaarung der jüngsten Jahrestriebe und die Randformen der Zapfenschuppen bestimmt und diese Merkmale einzeln und in ihren Kombinationen verglichen. Die Verschiedenartigkeit der Kronenformen, Behaarung und Randformen innerhalb der Populationen läßt eine große Variabilität der Mittelwaldfichten erkennen. Stieleichenstandorte weisen dabei eine größere Variabilität und eine stärkere Durchmischung auf als Traubeneichenstandorte; die hier bemerkbare Selektionstendenz entspricht den extremeren Standortsverhältnissen. Die Mittelwaldfichten stellen keine streng selektionierte Rasse mit geringer Variationsbreite dar; sie bieten im Gegenteil ausgedehnte Auslesemöglichkeiten verschiedenster Anlagen. Der Wachstums verlauf der Mittelwaldfichten ließ sich durch die Einmessung des J a h r r i n g b a u e s auf den Stöcken gefällter Bäume und an Fichtenjungwuchsgruppen ermitteln. Die durch langfristige Beschirmung gehemmte Jugendentwicklung, die dennoch spontane Reaktion auf p e r i o d i sche Freistellung und das gleichmäßige, starke Wachstum in vorgeschrittenem Alter deuten auf eine bemerkenswerte Schattenfestigkeit und eine auf lange Zeit erhaltene Reaktionsbereitschaft der Fichte. Durch die Bestimmung von Austauschazidität, Basenumtauschkapazität und Sättigungsgrad in zwei Profilserien verschiedener Untertypen der Braunerdeserie konnte die degradierende Wirkung reiner Fichtenbestockung eindeutig festgestellt werden. Eine Generation standortswidriger Bestock u n g bewirkt eine spürbare Abnahme der biologischen Bodenaktivität im 0 b e r b o d e n , die sich in Form einer auffallenden Erhöhung desHu musgehaltes bzw. der Umtauschkapazität in den Zonen von 0—10 cm und einer sprunghaften Abnahme des Sättigungsgrades in der Zone von 5—10 cm äußert. Der tonarme Boden auf Niederlerrassenschotter erweist sich dabei gegen ungeeignete Bestockung empfindlicher als der tonreiche auf Grundmoräne. Für den zukünftigen Anbau der Fichte als Gastholzart in den Laubmischwäldern des Mittellandes eignen sich in erster Linie Uebergangsstandorte, weiter Stieleichenstandorte, dann Traubeneichenstandorte auf Seitenmoränen. Der nachhaltig tragbare Fichtenanteil kann erst nach fortgesetzten bodenkundlichen Untersuchungen des Einflusses von Fichtenbestockung auf Böden der Braunerdeserie bestimmt werden. Für die Samenbeschaffung stehen zahlreiche Erntebäume mit verschiedensten Anlagen zur Verfügung. Die Fichten sind in der Jugend in kleinen, zerstreuten Gruppen zu erziehen, so daß sie im ausgewachsenen Bestand einzeln oder truppweise beigemischt erscheinen. Der verfeinerte schweizerische Femelschlagbetrieb ermöglicht, die Entwicklung der Fichten weitgehend derjenigen von Mittel waldfichten anzugleichen, so daß auch die entsprechende Produktion hochwertigen Holzes gewährleistet sein wird.