Zwischen Allmende und Anti-Allmende : Eine Untersuchung zur Struktur und Strukturentwicklung des kleinflächigen privaten Waldeigentums unter den Bedingungen der gesellschaftlichen Transformation am Beispiel des Freistaates Sachsen. : Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften
Ziel der am Beispiel Sachsens durchgeführten Untersuchung ist, Rahmenbedingungen, Kriterien und Restriktionen für funktionsfähiges Kleinprivatwaldeigentum vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Transformation von Sozialismus zu Demokratie und Marktwirtschaft zu ermitteln und Vorschläge für den Umgang mit der Problematik der Fragmentierung des kleinen privaten Waldeigentums zu entwickeln. In der Werteordnung des Grundgesetzes stehen für die Lenkung sozialer Systeme die individualistische Grundnorm der Freiheit, zu deren wichtigsten Folgen privates Eigentum gehört, und die egalitäre Grundnorm der Autonomie, aus der freiwillige Kooperation erwächst, nebeneinander. Beide Grundnormen sind im Subsidiaritätsprinzip und im gesellschaftspolitischen Kernkonzept der Bürgergesellschaft eng verbunden. Sie sind auch für die Lenkung von Ressourcensystemen bedeutsam. Eigentum, insbesondere das kleinere Eigentum breiter Bevölkerungsschichten, ist bei der Ressourcennutzung deshalb nicht nur ein ökonomisches Steuerungsinstrument, sondern hat auch eine wichtige soziale Bedeutung. Als soziale Institution hat Eigentum stets Individualfunktionen (dem Eigentümer zukommende Wirkungen) und soziale Funktionen (die der Gesellschaft als Folge der Individualfunktion zukommenden Wirkungen). Eigentum ist eine asymmetrische, veränderliche Subjekt-Subjekt-Beziehung zwischen Eigentümern, Nicht-Eigentümern und dem Staat. Der Staat hat in dieser Dreiecksbeziehung große Bedeutung für Schaffung, Zuweisung und Entzug von Eigentumsrechten, als Wächter über die Institution und durch neben dem Privateigentum vorhandenes staatliches Eigentum. Eigentum besteht stets aus einem Bündel von Rechten. Für die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcensysteme können auf die Nutzungen bezogene Zugangs- und Entnahmerechte sowie auf die Gestaltung und Verwendung des Ressourcenkapitals bezogene Management-, Ausschluß- und Verfügungsrechte unterschieden werden. Zwischen der Art und Aufteilung dieser Eigentumsrechte und der Leistungsfähigkeit eines Ressourcensystems besteht ein enger Zusammenhang. Dominieren vom Ressourcenkapital entkoppelte Zugangs- und Entnahmerechte, kann ein Ressourcensystem durch Übernutzung zusammenbrechen (Allmende-Tragödie), werden die auf das Ressourcenkapital bezogenen Rechte räumlich oder vom rechtlichen Gehalt her zu klein aufgeteilt, kann die Ressourcennutzung durch zu hohe Kosten der Koordination der Rechteinhaber zum Stillstand kommen (Tragödie der Anticommons / Anti-Allmende). Für die ökonomische und soziale Funktionsfähigkeit von Eigentum in einem komplexen Ressourcensystem werden acht Kriterien herausgearbeitet: realisierbarer Nutzen, selbstbestimmte Nutzung, langfristige dynamische Sicherheit, Fehlen extremer Konzentration, breite Eigentumsstreuung, Abwesenheit extremer Fragmentierung, Vorhandensein eines substantiellen Eigentumskerns und personalisiertes Eigentum. Außerdem sollten Mechanismen zur Neustrukturierung von Eigentum und zu seiner Rekonsolidierung existieren.