Reproduktionssystem des Feldahorns (Acer campestre L.) : Blühphänologie und genetische Untersuchungen : Dissertation, Georg-August Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht das Reproduktionssystem des Feldahorns (Acer campestre L.). Als charakteristisches Gehölz von Waldrändern und Feldgehölzgesellschaften zeichnet sich der Feldahorn durch vergleichsweise geringe Populationsgrößen aus, die ihn zu einem hervorragenden Objekt für Genflußuntersuchungen und Analysen des Paarungssystems machen. Auf der Untersuchung dieser beiden Aspekte des Reproduktionssystems liegt der Schwerpunkt der vorliegenden Dissertation, wobei ein besonderes Gewicht auf die Verknüpfung der populationsgenetischen Daten mit Beobachtungen zum Blühverlauf gelegt wird. Da der Feldahorn ein für den Garten- und Landschaftsbau wirtschaftlich interessantes Gehölz ist, das in Baumschulen über Samen vermehrt wird, sind die Ergebnisse auch für Verfahren der Saatguternte in der Praxis von Bedeutung. Die Dissertation ist in fünf Kapitel untergliedert. KAPITEL 1 führt in die Fragestellungen der Arbeit ein und charakterisiert den Feldahorn hinsichtlich seiner geographischen Verbreitung, seiner Standortansprüche, ökologischer und ökonomischer Bedeutung und Verwendung. In der Literatur sind nur wenige Angaben zum Reproduktionssystem von A. campestre zu finden; diese beziehen sich hauptsächlich auf den Aufbau der Blüten und in wenigen Fällen auch auf Beobachtungen zum Blühverlauf. Zwar liegen bis heute über einige Arten aus der Familie der Ahorngewächse (Aceraceae) populationsgenetische Untersuchungen vor, jedoch zählte der Feldahorn bislang nicht dazu. In KAPITEL 2 werden die beiden Versuchsbestände beschrieben. Während die 31 Individuen des Bestandes "Forstbotanischer Garten" in einer naturähnlichen Heckenstruktur vorkommen, handelt es sich bei den 87 Bäumen des Bestandes "Gartetal" im wesentlichen um eine Reihenpflanzung von etwa 1,5 km Länge, die sich entlang eines Weges erstreckt. KAPITEL 3 befaßt sich mit genetischen Inventuren an Enzymgenloci. Grundlage der Untersuchungen ist die umfangreiche Vererbungsanalyse von sechs Enzymsystemen, die mit dem Verfahren der horizontalen Stärkegel-Elektrophorese untersucht wurden. Im Rahmen dieser Analyse wurden zehn polymorphe Genorte mit insgesamt 33 Allelen identifiziert. Im Verlauf der weiteren Untersuchungen ergaben sich an fünf Genorten starke Hinweise auf das Vorhandensein von Nullallelen. Die anschließende genetische Inventur wurde für alle Altbäume beider Bestände sowie für Stichproben ihrer direkt vom Baum geernteten Samen durchgeführt. Für den Bestand "Forstbotanischer Garten" wurden Nachkommenschaften aus zwei aufeinanderfolgenden Vegetationsperioden untersucht. Um herauszufinden, ob sich die genetische Variation an den untersuchten Enzymgenloci in beiden Jahren qualitativ und quantitativ unterscheiden, wurden die Nachkommenschaften von 14 Bäumen, die in beiden Vegetationsperioden beerntet werden konnten, miteinander verglichen. In der Gesamtstichprobe waren kaum Unterschiede bezüglich der Allelhäufigkeiten festzustellen. Bei dem Vergleich der genotypischen Strukturen individueller Nachkommenschaften wurden bei sieben der 14 Bäume signifikante Unterschiede beobachtet, die jedoch mit einer Ausnahme nur einzelne Genorte betreffen.