Aufbauend auf das bestehende Projekt Beweissicherung Kernkraftwerk Temelin ist es Ziel dieser Untersuchung, eine fundierte radioökologische Datenbasis hinsichtlich der radioaktiven Kontamination von Fichtennadeln im Bundesland Oberösterreich zu schaffen. Dazu wurden die Aktivitätskonzentrationen von den folgenden natürlichen und anthropogenen Radionukliden bestimmt: 137Cs, 40K, 210Pb, 226Ra, R228a, 238U. Da Oberösterreich besonders stark vom Tschernobylfallout 1986 kontaminiert wurde, konnte in dieser Untersuchung das Hauptaugenmerk auf das Radionuklid 137Cs gelegt werden, da es aufgrund der großen Depositionsmengen und der langen Halbwertszeit von rund 30 Jahren auch heute noch sehr gut nachweisbar ist. Die zu analysierenden Fichtennadelproben stammen aus dem Österreichischen Bioindikatornetz des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) und wurden für die Untersuchungen in diesem Projekt zur Verfügung gestellt. Jährlich werden an 103 Messpunkten in Oberösterreich an je zwei Probebäumen zwei Nadeljahrgänge von Fichtennadeln gesammelt. Der erste Nadeljahrgang besteht aus Nadeln aus der Wachstumsperiode April/Mai bis September des Probenahmejahres, die ungefähr 6 Monate alt sind (1. Nadeljahrgang), während der zweite Jahrgang Nadeln umfasst, die sich von April/Mai des Vorjahres bis September des Probenahmejahres entwickelt haben und damit 18 Monate alt sind (2. Nadeljahrgang). Im Rahmen dieser Untersuchung wurden im Low-level Counting Labor Arsenal mehr als 500 Fichtennadelproben gammaspektrometrisch analysiert und ausgewertet. Die gemessenen 137Cs-Aktivitätskonzentrationen liegen in einem Wertebereich von der Erkennungsgrenze (ca. 2 Bq/kg) bis 5150 Bq/kg, wobei der Höchstwert nach dem Tschernobylfallout im Jahr 1986 an einer Probe des 2. Nadeljahrganges 1986 gemessen wurde. An allen Standorten konnte der zeitliche Verlauf der 137 Cs-Kreisläufe beobachtet werden. Die gemessenen 40K-Aktivitätskonzentrationen liegen zwischen der Erkennungsgrenze (ca. 15 Bq/kg) bis 294 Bq/kg. Der beim Radiocäsium beobachtete Trend, dass die gemessenen Aktivitätskonzentrationen im 2. Nadeljahrgang meist geringer sind, als im 1. Nadeljahrgang, konnte bei den Auswertungen der 40K-Aktivitätskonzentrationen in den Fichtennadeln nicht beobachtet werden. Beim direkten Vergleich der 137Cs- und 40K-Aktivitätskonzentrationen an einzelnen Standorten zeigte sich, dass Standorte mit höheren 137Cs-Aktivitätskonzentrationen eher niedrige 40K-Aktivitätskonzentrationen aufweisen und umgekehrt. Dies könnte daran liegen, dass dort die Bäume ihren Kalium-Bedarf aufgrund der chemisch-physikalischen Ähnlichkeit mit Cäsium, mit den dort vorhandenen 137Cs abgedeckt haben und dadurch weniger K aufgenommen haben. Weiters kann an diesen Standorten ein Kalium-Mangel geherrscht haben, warum vermehrt Cäsium aufgenommen wurde. Die gemessenen 210Pb-Aktivitätskonzentrationen liegen zwischen der Erkennungsgrenze von ca. 5 Bq/kg bis 45 Bq/kg. Die 226Ra-, 228Ra- und 238U-Aktivitätskonzentrationen liegen meist unterhalb der Erkennungsgrenze. Die 210Pb-Aktivitätskonzentrationen lagen im 2. Nadeljahrgang meist höher als im ersten, was auf die längere Exposition der Fichtennadeln zurückzuführen ist. Es wurden Abschätzungen durchgeführt, um der Frage nachzugehen, welche Depositionsmenge an 137Cs im Zuge einer neuerlichen großräumigen radioaktiven Kontamination der Umwelt statistisch signifikant in Fichtennadeln nachweisbar wäre. Die dafür ermittelten Erkennungsgrenzen liegen derzeit relativ hoch (20 % bis 50 % der Tschernobyldeposition 1986) und variieren je nach Region und der gemessenen Depositionsdichte nach dem Tschernobylfallout. Im Rahmen dieses Projekts konnten mangels detaillierter Daten der Bodenkontamination an den Probenahmestandorten noch keine standortbezogenen Erkennungsgrenzen für den Nachweis einer potentiellen Neudeposition ermittelt werden. Damit könnte die Erkennungsgrenze wesentlich verringert werden.