Alternative Methoden zur Biomasseschätzung auf Einzelbaumebene unter spezieller Berücksichtigung der k-Nearest Neighbour (k-NN) Methode : Dissertation Georg-August-Universität, Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Biomasseschätzung für Einzelbäume. Berechnungsmöglichkeiten für die trockene Biomasse von Bäumen sind vor allem im Rahmen der Umsetzung des Kyoto Protokolls zur Einschätzung der Kohlenstoffbindung in Waldökosystemen von Interesse. Die Untersuchung befasst sich im Wesentlichen mit zwei Gesichtspunkten der Biomasseschätzung auf Einzelbaumebene, die eine Generalisierung von Biomassefunktionen ermöglichen könnten. Zum einen kann die Integration von empirischer Forschung und Prozessmodellen zu einer Vereinheitlichung der abgeleiteten Modellformulierungen in Biomasseuntersuchungen in Form von Hybridmodellen genutzt werden. Zum anderen können auf Grundlage einer erweiterten Datengrundlage, die durch eine Zusammenstellung der vorhandenen Datensätze aus einzelnen Biomassestudien erstellt werden kann, auch instanzenbasierte Verfahren zur Biomasseschätzung verwendet werden. Im Rahmen dieser Arbeit wird zunächst überprüft, welche grundlegenden Unterschiede beim Vergleich zwischen Vorhersagen aus Prozessmodellen und empirischen Biomassefunktionen zu beachten sind. Hierbei führt die unterschiedliche Motivation der Ansätze bisher dazu, dass Vorhersagen aus Prozessmodellen in der praktischen Anwendung keine Rolle spielen, da sie sich anhand empirischer Forschungsergebnisse nicht ausreichend bestätigen lassen. Als eine mögliche Hauptursache für diese Diskrepanz konnte die Verwendung des BHDs, der im Prinzip keine funktionale Messgröße von Bäumen darstellt, in allometrischen Biomassefunktionen identifiziert werden. Während Prozessmodelle Verhältnisregeln für relative Wachstumsraten innerhalb eines Organismus vorhersagen, stützt sich die empirische Forschung auf die Verwendung absoluter Messgrößen als unabhängige Variablen. Am Beispiel eines zusammengesetzten Fichtendatensatzes konnte, durch die Umrechnung des BHDs zu einem Durchmesser in relativer Stammhöhe, eine Annäherung der Vorhersagen aus empirischen Regressionsmodellen und den theoretischen Verhältnisregeln eines Prozessmodells erzielt werden. Das Hauptziel dieser Arbeit liegt in der Überprüfung der Anwendbarkeit eines instan-zenbasierten Prognoseverfahrens auf Einzelbaumebene. Hierbei wurde die k-Nearest-Neighbour (k-NN) Methode, ein nicht-parametrisches Klassifizierungsverfahren, zur Biomasseschätzung verwendet. Im Gegensatz zu Prozessmodellen sowie empirischer Datenanalyse, setzt dieses Verfahren nur eingeschränkte Kenntnisse über die bestehenden Wirkungszusammenhänge der einzelnen Einflussgrößen voraus und erfordert daher keine explizite Modellbildung. Mit Hilfe von unterschiedlichen Distanzmaßen aus der multivariaten Statistik, wird aus der Datenbasis eine gewisse Anzahl ähnlicher Merkmalsträger identifiziert, die unter der Annahme, dass sie sich auch in Bezug auf das gesuchte Merkmal ähneln, zur Schätzung der Zielgröße herangezogen werden. Hierzu werden die Merkmalswerte dieser k Trainingsbeispiele durch eine gewichtete oder ungewichtete Mittelwertbildung zur lokalen Approximation der Zielgröße verwendet. Eine Anpassung der zur Schätzung verwendeten Größe der berücksichtigten Nachbarschaft sowie der Distanzfunktion, wird jeweils durch die Minimierung ausgewählter Fehlermaße mit Hilfe eines iterativen Prozesses bzw. einer multiplen Kreuzvalidierung der Trainingsdaten erzielt.