Strukturelle und topochemische Untersuchungen zu Wundreaktion und Kallusbildung von Pappel (Populus tremula L. X Populus tremuloides Michx., Salicaceae) : Dissertation, Universität Hamburg, Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
Bäume sind in der Lage, Schäden durch mechanische Verletzungen mit Hilfe einer Vielzahl komplexer Wundreaktionsmechanismen zu begrenzen. Es lassen sich hierbei zwei grundlegende Zielsetzungen unterscheiden. Zum einen dienen die Wundreaktionen der Begrenzung der Schadwirkungen und zum anderen der Regeneration von durch die Verletzung beeinträchtigtem Gewebe. In der vorliegenden Arbeit zu Reaktionen bei der Pappel sollte überprüft werden, ob Zellteilungsaktivität durch eine Stammverletzung in der Vegetationsruhe induziert werden kann, welche Zellen an der Regeneration von Gewebe nach einer Verletzung in der Vegetationsperiode beteiligt sind und welche Modifikationen das neu gebildete Wundxylem aufweist. Weiterhin sollte der Einfluss von Verletzungen auf die zum Verletzungszeitpunkt differenzierenden Zellen des Xylems untersucht werden. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden zwei Versuchsserien mit jeweils fünf Pappeln untersucht. Für die Zuordnung des Einsetzens der Zellteilungsaktivität nach einer Verletzung in der Vegetationsruhe zu den Perioden der Vegetationsruhe oder der Vegetationszeit wurden die Entwicklungen von Wundgewebe auf der Wundfläche licht- und elektronenmikroskopisch untersucht und dem Verlauf der Zellteilungsaktivität in unbeeinflusstem Gewebe gegenübergestellt. Die Bestimmung der an der Regeneration eines Wundkambiums beteiligten Gewebe und die Beschreibung der Modifikationen im zum Verletzungszeitpunkt differenzierenden Xylem sowie dem nach der Verletzung gebildeten Wundxylem erfolgten durch strukturelle, ultrastrukturelle und lignintopochemische Untersuchungen. Diese Versuche wurden nach einer Verletzung in der Vegetationsperiode während der Seitenkallusbildung betrachtet. Durch eine großflächige Verletzung in der Vegetationsruhe kann in den auf der Wundfläche verbleibenden parenchymatischen Zellen des sekundären Phloems und den Kambiumzellen keine unmittelbar auf die Verletzung folgende Zellteilung induziert werden. Die Verletzung führt jedoch in Teilbereichen der Wundoberfläche zu einer vorgezogenen Reaktivierung und Teilungsaktivität der Kambium- und Kalluszellen zu Beginn der Vegetationsperiode. Die Zellteilung setzt im Wundgewebe zu einem Zeitpunkt ein, an dem sich das unbeeinflusste Kambium in der Reaktivierungsphase befindet. Diese zeitlich vorgezogene Reaktivierung kann jedoch nicht als regelhaft betrachtet werden, da in anderen Zonen der Wundoberfläche die Reaktivierung der Zellen erst nach denen des Kambiums einsetzt.