Ein Rückblick über die Gesamtheit der Fluorverbindungen höherer Ordnung zeigt, dass hinsichtlich der Zahl und Verbreitung die Komplexe mit Alkalifluoriden, Fluorwasserstoff, Wasser und Ammoniak an erster Stelle stehen, und dass solche von den meisten Erd- Schwermetall- und Metallfluoriden bekannt geworden sind. Darüber hinaus findet man selbständige Komplexbildung im wesentlichen nur noch bei drei- und mehrwertigen Elementen, und zwar mit um so stärkerer Affinität, je negativer der Charakter dieser Elemente und je höher ihre Fluorbeladung ist. Die gewöhnlichsten Verbindungen höherer Ordnung haben beim Al°°°, Fe°°°, Cr°°°, V°°° die Form (AIF5)M2°-7aq und (AIF6)M3°; beim Si°°°°, Ti°°°°, Sn°°°° die Form (SiF6)M2°.6aq, beim V°°°° die Form (VOF4)M2°.7 aq, beim V°°°°°, Nb°°°°°, Ta°°°°° die Form (VF7)M2°.7aq und beim W°°°°°°, Mo°°°°°°, U°°°°°° die Form (WO2F4)M2°.10aq. Die Zusammenstellung gibt sicher ein recht unvollständiges Bild von den wirklichen Verhältnissen; denn sie enthält nur wasserbeständige Verbindungen. Die Neigung zur Komplexbildung ist aber auch bei den durch Wasser besonders leicht hydrolysierbaren Fluoriden der negativen Elemente, z.B. PF5, AsF5, SbF5, TeF6, WF6, MoF6, UF6, JF5, OsF8, eine ganz erhebliche, wie insbesondere beim SbF5 nachgewiesen worden ist, sie ist sogar wahrscheinlich um so größer, je weiter die hydrlytische Spaltung geht. Wo bei drei- und mehrwertigen Elementen Komplexe in nur geringer Zahl oder gar nicht bekannt geworden sind, da handelt es sich um Fluoride von Elementen mit schon stärker positivem Charakter, wie z.B. beim ZrF4, ThF4, LaF3 und den übrigen Fluoriden der seltenen Erdmetalle. Das Tatsachenmaterial ist noch recht dürftig.