Naturwissenschaftliche Tatsachen: Die Wurzeln der Fichte strahlen meist allseitig radial aus, streichen ziemlich gradlinig und sehr weit aus und verzweigen sich hauptsächlich erst außerhalb des Kronenbereichs. Die Wurzeln der Buche weisen viele Biegungen im Verlauf auf und verzweigen sich frühzeitig, sodass sie den ganzen Kronenraum erfüllen, aber nicht wesentlich über ihn hinausgehen. Die Ursache des unterschiedlichen Verhaltens beider Holzarten dürfte zu suchen sein in dem Streichen in verschiedenen Bodenschichten und der verschiedenen Veranlagung. Auf dem besten Standort waren die Kiefernwurzeln gut verzweigt und sehr weitreichend. Auf den gras- und beerkrautwüchsigen Böden war die Längenentwicklung sehr gehemmt; dagegen war diese auf den geringsten Standorten bei geirnger Verzweigung außerordentlich stark. Zahlenmäßig ergab sich für die drei Holzarten (vgl. Tafel 13 und 14) folgendes: Bei der Buche ist der Kronenradius etwas größer als die durchschnittliche Wurzellänge. Bei der Fichte ist auf trockenem Boden die durchschnittliche Wurellänge 1,6 mal, auf frischem Boden 1,9 ma so groß als der Kronenradius. Die durchschnittliche Längenausdehung der Kiefernwurzeln ist auf Beerkrautböden (Preiselbeere) nur 1,5 mal so groß als der Kronenradius. Auf dem besten Standort dehnen sich sowohl Wurzeln als auch Kronen sehr stark aus, dass Verhältnis ihrer Längen beträgt 1,0:2,1; auf schlechtestem Standort sinken beide absoluten Werte, allein die durchschnittliche Wurzellänge erreicht mit dem 2,3fachen der Kronenlänge den höchsten relativen Wert. Die meisten Fichtenwurzeln streichen flach; die Fichte ist aber in der Lage von den Hauptwurzeln senkrecht ablaufende Wurzeln (Abläufer) zur Wasserversorgung in die Tiefe zu senden. Die Ausbildung dieser Wurzeln unterbleibt auf feuchten Böden: deshalb ist die Fichte dort viel stärker der Gefahr des Windwurfs und bei außerordentlichen Trockenperioden der Gefahr der Austrockung ausgesetzt. Die Wurzeln der Buchen senken sich mehr oder minder schräg in den Boden hinab und verlaufen in wechselnder Tiefe in dem Sandboden; Abzweigungen gehen von den tiefer streichenden Wurzeln nach oben in den Humus. Diese Wurzeln bilden sehr fein verzweigte Saugwurzeln im Humus aus, sodass bei der Buche trotz der starken tiefer liegenden Hauptwurzeln der Humus für die Ernährung von besonderer Wichtigkeit ist. Der Stubbenbau der Kiefer zeigt alle Übergänge vom einfachsten Urtypus des Ödlandes: unverzweigte Pfahlwurzel mit Flachstreichern bis zum vollkommenen Typus auf feinsandreichem Waldboden: gutverzweigte Pfahlwurzel mit zahlreichen Nebenpfahlwurzeln und Abläufern. Auf Wiesenkalkböden verkümmert die Pfahlwurzel der Kiefer, ebenso bleibt die Längenentwicklung zurück. Den Typus der drei Holzarten veranschaulichen Abb. 41). Die Bodenverhältnisse wirken stark umgestaltend auf die Ausbildung der Saugwurzeln bei Fichte und Buche (wahrscheinlich eich bei Kiefer) ein; die Wurzeln im Humus zeichnen sich im allg. aus durch starke Verzweigung, die Wurzeln aus dem Sand bzw. lehmigen Sand durch geringe Zahl und kleine Ausbildung der seitlichen Spitzen und stärkeres Hervortreten des Mittelstranges. Bei der Jungkiefer wird die Schütte- und Trocknisgefahr durch Wurzelkonkurrenz des Altholzes gesteigert, und zwar erstere auf der beschatteten nördlichen Seite der Stämme, letztere auf der besonnten, südlichen Seite. Waldbauliche Ausblicke: Jede Erweiterung unserer Kenntnisse über den Wurzelbau unserer Waldbäume lehrt uns den Aufbau der Bestände besser verstehen und gibt uns einen Anhalt für unsere Verjüngungs- und Durchforstungstätigkeit.