Der Sturm Lothar vom 26.12.1999 hat im Schweizer Wald so viel Holz geworfen wie noch kein Sturm zuvor. Nach dem Sturm stellt sich die Frage, wie solche Ereignisse in Zukunft bewältigt werden sollen. Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob - und wenn ja unter welchen Bedingungen - eine Wald-Sturmversicherung oder ein Waldschaden-Fonds einen Beitrag zur ökonomischen Bewältigung der Auswirkungen von Naturereignissen im Wald liefern können. Dazu wurden zunächst die theoretischen Möglichkeiten des Umganges mit solchen Risiken im Allgemeinen und der Versicherung im Speziellen zusammengestellt. In einer schriftlichen Befragung bäuerlicher und öffentlicher Waldeigentümer (WE) wurden Daten zur Risikohandhabung der Schweizer WE und deren Interessen und Ansprüche an eine mögliche Versicherungs- oder Fondslösung erhoben. Mit Experteninterviews wurde die Analyse um Einschätzung und Erfahrungen von Fachleuten aus der Forstwirtschaft, einer kantonalen Gebäudeversicherung und des Elementarschädenfonds ergänzt. Für die Beurteilung der Möglichkeiten einer Versicherung oder eines Fonds ergaben sich folgende zentrale Ergebnisse: - 9% der bäuerlichen WE (BWE) und 15% der öffentlichen WE (ÖWE) sind zur Zeit an einer Waldversicherung interessiert, 18% (BWE) bzw. 21% (ÖWE) sind unentschlossen und 73% (BWE) bzw. 64% (ÖWE) sind nicht an einer Versicherung interessiert. - Die Zahlungsbereitschaft für eine Sturmversicherung ist gering: 25% der BWE und gerade 6% der ÖWE sind bereit, mehr als 10 Franken je Hektare und Jahr zu bezahlen. - 22% der BWE und 19% der ÖWE sind zur Zeit an einem Wald-Selbsthilfe-Fonds interessiert, 12% (BWE) bzw. 9% (ÖWE) sind unentschlossen und 66% (BWE) bzw. 72% (ÖWE) sind nicht an einem solchen Fonds interessiert. - Eine Versicherungspflicht wird von 86% der BWE und 84% der ÖWE abgelehnt. Die Einschätzungen der befragten Experten unterscheiden sich teilweise erheblich. Sie sind sich jedoch einig über die Schwierigkeiten einer Versicherungseinführung. Aus der Interpretation der erhobenen Daten ergeben sich folgende Schlussfolgerungen zum Umgang der WE mit dem Risiko von Waldschäden durch Naturereignisse und zur Beurteilung einer möglichen Versicherung oder eines Fonds: 1. Massnahmen zur Risikohandhabung werden von den Schweizer Waldeigentümern nur teilweise genutzt. 2. Die psychologische Bedeutung einer finanziellen Unterstützung geschädigter Waldeigentümer ist oft grösser als die wirtschaftliche. 3. Grundsätzlich ist Wald gegen Sturmereignisse und andere Naturereignisse versicherbar. 4. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen in der Schweiz ist eine Versicherung nicht einführbar. 5. Unter veränderten Rahmenbedingungen ist eine Versicherungslösung denkbar. 6. Eine staatlich subventionierte Versicherungslösung passt zwar nicht in die zukünftige forstliche Subventionspolitik des Bundes, sie könnte aber für die öffentliche Hand dennoch eine günstige Variante darstellen. 7. Unter den derzeitigen Bedingungen stellt ein Selbsthilfe-Fonds der Waldeigentümer keine erfolgversprechende Lösung dar.
8. Ein kleiner von der öffentlichen Hand getragener Waldschaden-Fonds könnte die wirtschaftlichen Härten bei existentiell geschädigten Waldeigentümern mildern. 44 Naturrisiken im Schweizer Wald: Bewältigung durch eine Solidargemeinschaft?