Das während des Weltkrieges bereits aufgetauchte Futterhefeproblem hat in unseren Tagen erneutes Interesse gewonnen, insofern als durch die modernen Holzverzuckerungsverfahren billige Kohlehydratquellen und in Form des aus der Luft hergestellten Ammoniakstickstoffes geeignete Stickstoffquellen für eine biologische Synthese hochwertigen Eiweißes zur Verfügung stehen. Die vorliegende Arbeit bezweckt eine Reihe wichtiger, technologischer und biologischer Fragen zu klären, deren Kenntnisse für eine großtechnische Durchführung des Verfahrens wesentlich ist. Die Hauptergebnisse unserer Studien sind folgende: Von den verschiedenen untersuchten Mikroorganismen eignet sich Torula utilis sowohl in reiner Glukoselösung als auch in Holzzucherwürzen im Belüftungsverfahren am besten zur biologischen Eiweißsynthese. Dagegen hat sich die in der Presshefefabrik verwendete obergärige Kulturhefe als deutlich unterlegen erwiesen. Während die letztere in der ihr wenig zusagenden Nährlösung rasch von Infektionen befallen wurde, erhielten sich Torula und verschiedene andere Heferassen, wohl infolge ihrer Anspruchslosigkeit selbst durch viele Führungen hindurch als praktische Reinkulturen. Die Holzzuckerlösungen besitzen in ihrem Verhalten im Vergleich zu einer synthetisch zusammengesetzten Glukoselösung gegenüber der Hefe einen mehr natürlichen Würzcharakter, was sich bei einer Erhöhung der Ausbeuten und in einem weniger starken Absinken derselben bei völligem Entzug von Malzkeimauszug (organischer Stickstoff) äußert. In folgender Tabelle sind die Durchschnittausbeuten an Trockenmasse und Hefeeiweiß in den drei verschiedenen Zuckerlösungen: 1) Reinglukoselösung, 2) Holzzuckerlösungen nach Scholler, 3) Holzzuckerwürze nach Bergius nur unter Zugabe von anorganischen Nährsalzen, aber unter Weglassung jeglicher organischen Stickstoffnahrung verglichen (s. Tabelle). Diese Ergebnisse gewinnen noch durch den wichtigen Umstand an Bedeutung, dass bei unseren Versuchen nicht, wie dies in der Presshefe-Industrie üblich ist, eine eigene Stellhefe hergeführt wurde, sondern dass vielmehr von der Hefeernte des vorhergehenden Versuches jeweils ein Teil der Hefe zum Anstellen des nächsten verwendet wurde. Eine Assimilation von Brenztraubensäure und von optisch aktiver Phosphoglycerinsäure als Ersatz der Glukose konnte im Rahmen unserer Versuche nicht festgestellt werden. Die Zufuhr von organisch gebundenem Stickstoff, der natürlicherweise von Hefewuchsstoffen begleitet wird, führt zu einer Steigerung der Hefeausbeute, die im Falle von Zusatz von menschlichem Harn besonders deutlich ist. Es wurde z.B. in einem Versuch eine Erhöhung von 23.3% Eiweißausbeute auf 28.4% erhalten. Dabei stellte sich heraus, dass bereits kleine Mengen Harn eine optimale Wirkung hervorrufen. Der Zusatz eines Auszuges aus Nitrogenkonzentrat, eines stickstoffreichen technischen Abfallproduktes, war einem Malzkeimauszug mit ebenso viel gelöstem Stickstoff zu 98% ebenbürtig. Ein Extrakt aus getrockneten Misteln (nicht aber getrockneten Tannennadeln) bewirkte eine Ausbeute an Trockensubstanz von 35.2% und an Eiweiß von 17.8% im Gegensatz zu 25.2% und 12.2% ohne Zusatz dieses Auszuges. Da nur geringe Spuren organischen Stickstoffs anwesend waren, liegt hier zweifellos eine reine Bioswirkung vor. Der Erfolg dieser Versuchsreihe leg den Gedanken nahe, unter unseren heimischen Pflanzen nach solchen mit hohem Wuchsstoffgehalt zu suchen.