Die Landhafersorten Lettlands sind jetzt im Lande viel weniger verbreitet, als vor dem Kriege. Währends des Krieges wurden ganze Gebiete von der Landbevölkerung verlassen und somit verschwanden auch sehr viele Hafersorten mit hohem Selektionswert. Außerdem werden in den letzten Jahren die Hafersorten immer mehr von hiesigen und ausländischen Züchtungssorten verdrängt. Seit dem Jahre 1923 werden sehr viele hiesige Landhafersorten auf auf der Staats- Pflanzenzuchtstation Stende für Züchtungszwecke angebaut. Es gibt über 70 Proben Landhaftersorten von verschiedensten Gegenden Lettlands. Nach dem Korntyp und physiologischen Eigenschaften kann man sie in mehrere Gruppen einteilen. 1. Gruppe. Die kleinkörnigen, frühreifenden Landhaftersorten sind noch in den Gegenden Lettlands vorhanden, wo das Frühjahr viel später eintritt, als in Südlettland (Nordlivland, Livlands Höhenland - Vidzemes augstiene), oder in Gegenden, wo die Aussaat wegen ungenügend regulierten Bodenwasserverhältnissen nur Ende Mai oder erst Anfang Juni möglich ist. Die Populationen dieser Gruppe sind Rispenhafer und bestehen aus verschiedenen botanischen Formen. Die Vegetationsdauer ist durchschnittlich von der Aussaat bis zur Ernte um 10-14 Tage kürzer, als die des Sval. Siegeshafers. Das 1000-Korngewicht gleicht 24-29 gr (Siegeshafer 30-35 gr). Das Kernprozent der Körner (kodola % graudos) ist um 4% höher als das des Siegeshafers. Die Körner sind spitz und haben niedriges Hektolitergewicht. Der Halm ist ungenügend standfest für intensivere Betriebe. Die kleinkörnigern frühreifenden Landhaftersorten sind sehr widerstandsfähig gegen Rost (P. graminis un P. coronifera). Bei späterer Aussaatzeit sind sie den meist ausländischen Züchtungssorten im Ertrag überlegen. II. Gruppe. Zur weiteren Gruppe der Landhafersorten gehören die Fahnenhafersorten. Die vorherrschende Form in sehr vielen Fahnenhafer-Populationen ist die Av. sativa orientalis var. flava Kcke, die am meisten aus sehr späten Linien besteht. Das 1000-Korngewicht gleicht hier 24-28 gr, das Kernprozent der Körner ist 70-74%. Der Halm ist äußerst standfest. Am meisten noch in Kurland, seltener in Livland vorhanden. In intensiveren Betrieben weniger ertragreich, als Svalöfs Siegeshafer. Die Fahnenhaferlinie 23 hat eine ebenso gute Ertragsfähigkeit wie Siegeshafer, ist aber viel widerstandsfähiger gegen Rost hat größere Halmerträge. Am Anfang des XX. Jahrhunderts bestand mehr als 50% des Haferareals der Großwirtschaften Lettlands aus Fahnenhafer. In den nachfolgenden Jahren mit frühen Herbstfrösten ging die Verbreitung des Fahnenhafers bedeutend zurück. III. Gruppe. Großkörnige mittelspäte Rispenhafersorten. Diese Populationen bestehen am meisten aus verschiedenen ausländischen Sorten, die seit vielen Jahren in Lettland angebaut werden. Ihr Selektionswert ist sehr groß, weil Linien mit hoher Kornqualität, großer Ertragsfähigkeit und kurzer Vegetationsdauer vorhanden sind.