Als Resultat aller im Vorstehendem mitgeteilten Beobachtungen über das Verschwinden des Gerbstoffs im Leben der Pflanze ergiebt sich, daß ein solches thatsächlich erfolgt, und zwar sowohl aus Zellen, welche einem baldigem Absterben entgegengehen, als aus solchem, welche eine längere Lebensdauer besitzen. Zu ersteren gehören die jungen Korkzellen, die Zellen des Marks, ein Teil des Rindenparenchyms, die Gefäßinitialen und viele sklerotisierende Zellen; zu letzterem die in meinem ersten Kapitel erwähnten Zellen der Wurzelspitzen von Triticumm und anderen Pflanzen, und menaches Rindenparenchym und Collenchym. Sekundärer und primärer Gerbstoff verhalten sich in Bezug auf die Möglichkeit eines Verschwindens nicht durchweg verschieden. Wesentlich nur in den Gerbstoffschläuchen und verwandten Gebilden geht das sekundäre Auftreten wenigstens eines Teils ihrer Gerbstoffs mit seinem ruhenden Verhalten Hand in Hand. Sie entsprechen den Raphidenbehältern wie in der Funktion, so in der frühen Ausbildung. Beide dienen der Pflanze zum Schutze, beide werden schon in der Nähe der Vegetationspunkte ausgebildet und beide behalten den Inhaltsbestandteil, nach welchem sie benannt sind, bis zu ihrem Tode. Auch bezüglich der Entstehungsweise braucht zwischen sekundärem und primärem Gerbstoff kein Unterschied vorhanden zu sein. Die oben nachgewiesene Thatsache, daß Gerbstoff aus Traubenzucker entstehen kann, das zweite Hauptresultat der mitgeteilten Beobachtungen, setzt uns in Stand, auch in dieser Beziehung beide zu vereinigen. Im allgemeinen entsteht der Gerbstoff, wenn er überhaupt auftritt, eben da, wo ausreichende Materialien zu seiner Bildung vorhanden sind; sei es in Blättern, wo am Lichte Bauchstoffe neu gebildet werden, sei es an Orten von Neubildungen, wo anderswärts gebildete Baustoffe zusammenströmen.