In den vorausgehenden Abschnitten habe ich eine Reihe von Ergebnissen gesammelt, Thatsachen und Gedanken der Betrachtungen unterstellt, die alle mehr oder weniger mit dem Thema des Mischwuchses in Beziehung stehen. Ich wollte mir damit gleichsam den boden nach allen Richtungen vorbereiten und alle bezüglichen Momente zur Sprache bringen, um mir die schließliche Zusammenfassung der allgemeinen Grundsätze einer naturgemäßen Mischwuchswirtschaft möglichst zu erleichtern und zu vereinfachen. Man wird dieses Verfahren gerechtfertigt finden, wenn man erwägt, daß der Schritt, aus der einfachen Bestandwirtschaft in die Mischwirtschaft die Erledigung mancher Vorfrage und eine weit eingehendere Würdigung der wirkenden Faktoren und der gemachten Erfahrungen erheischt als im reinen Wuchse, und daß die Grundsätze der Mischwuchswirtschaft nicht etwa alsein auf das System des reinen Bestandswuchses aufzusetzendes weiteres Stockwerk betrachtet werden können, sondern ex fundamento zu konstruieren sind, wenn sie in der Anwendung nicht ein vergängliches Flickwerk sein sollen. Im Waldbau ist der Standort das Alpha und das Omega aller Betrachtungen; und in pontenziertem Maße muß das beim Mischwuchse der Fall sein, denn es handelt sich hier nicht bloß um die Würdigung eines Standortes vom allgemeinen Gesichtspunkte des Gedeihens einer konkreten Holzart, sondern in der Regel um ein Urteil über das Maß der durch den Standort bedingten Wachstums-Energie in den verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung. Ich erinnere in dieser Beziehung z.B. nur an die großen Unterschiede, welche die Buche bezüglich ihrer Lebensenergie auf den verschiedenen Standorten gewahren läßt, - hier das nicht zu verdrängende Unkraut, dort ein lebensmüdes Gewächs ohne alle Widerstandskraft. Beim Mischwuchse handelt es sich eben stets um die Beziehungen von Holzart zu Holzart, und bei dieser Gegenseitigkeit muß offenbar die standörtliche Wuchskraft eine große Rolle spielen.