1. Organische Verbindungen mit Wirkstoffcharakter werden bei der Rotte von Pflanzenmaterial und beim Abbau von Ernterückständen im Boden auf mikrobiologisch-chemischen Wege gebildet. 2. Solche Stoffe sind aus dem Boden mit Wasser extrahierbar. Das schließt nicht aus, daß auch nicht wasserlösliche Verbindungen mit Wirkstoffcharakter aufgebaut werden können. 3. Art und Menge der gebildeten Stoffe sind bei den einzelnen Pflanzenmaterialien nicht gleich. Gleiche Konzentrationen und Arten eines Stoffes beeinflussen sowohl die Entwicklung von Wurzel und Sproß einer Pflanze als auch verschiedener Pflanzen unterschiedlich. 4. Bei der Rotte von Pflanzenmaterial (in wäßriger Aufschwemmung) werden anfänglich "Hemmstoffe" gebildet. Bei längeren Rottezeiten verschwinden sie oder werden in "Wuchsstoffe" umgewandelt. 5. Das pH der Aufschwemmungen liegt bei sehr kurzen Rottezeiten bei 5 und steigt dann langsam auf pH 7 an. Es ist nicht ausgeschlossen, daß ein Stoff im sauren Medium indifferent ist, im neutralen aber hemmend oder fördernd wirkt und umgekehrt. 6. Die Pflanze nimmt organische Verbindungen auf, baut sie dann in die Pflanzensubstanz nach Umwandlung oder sofort ein. Verbindungen mit Wirkstoffcharakter können aber auch direkt in die physiologischen Prozesse der Pflanze eingreifen. 7. Die Verfügbarkeit von Verbindungen mit Wirkstoffcharakter ist besonders in der Jugendentwicklung von Bedeutung, wenn der Assimilationsapparat der Pflanze noch klein ist. In den ersten Entwicklungsstadien wird somit die aufnehmbare Energie besser genutzt und das Jugendwachstum beschleunigt, so daß die junge Pflanze, die organische Wirkstoffe aufgenommen hat, vor der Pflanze einen Vorsprung bekommt, bei der das nicht der Fall war. Dieser Entwicklungsvorsprung im Frühjahr wirkt sich während der ganzen Wachstumsperiode günstig aus. 8. Mit Hilfe der Spektrographie im sichtbaren und ultravioletten Bereich durchgeführte Untersuchungen zeigen, daß alle Extrakte und "Rottelösungen" mehr oder weniger gleiche Spektren liefern. Ihre Aussagekraft ist gering. 9. Die IR-Spektrographie ist zur Untersuchung an im Boden vorhandenen Stoffwechselprodukten gut geeignet. Voraussetzung ist jedoch, daß die hergestellten Präparate einheitlich aufgebaute Verbindungen enthalten und frei von anorganischen Stoffen sind. Vor Anwendung der IR-Spektrographie ist eine Trennung der Untersuchungssubstanzen notwendig. 10. Mit Hilfe der Papierchromatographie ist es möglich, in "Rottelösungen" und Bodenextrakten vorhandene organische Verbindungen abzutrennen. Eine systematische Prüfung von Lösungsmittelgemischen erscheint notwendig. 11. Neben den hier angewandten Methoden zur Untersuchung der Rotteprodukte sind u.a. Elementaranalysen, Stoffgruppenanalysen und Teilchengewichtsbestimmungen unerläßlich.